Kurze Momente zum Verkaufen

Weizen: Der Getreidemarkt ist voll mit Ware. Das ist bekannt. Umso wichtiger ist es, die kurzen Zeiträume, in denen ein paar Euro mehr drin sind, mitzubekommen und zum Verkauf zu nutzen. Oder Instrumente nutzen, die gute Preise sicherstellen. Alle Getreidemarktmeldungen,die es gut mit den Landwirten meinen, haben derzeit eines gemeinsam: Sie nennen die leisesten Anzeichen irgendeiner Verbesserung. Hier ein Kleiner ,,Ausschlag´´ oder eine ,,Prämie”, dort eine winzige Möglichkeit zum ,,Geldverdienen”. Es geht um wenige Euro je Tonne und nicht je Doppelzentner, es sind die ganz kleinen Brötchen, die momentan gebacken werden. Aber es hilft nichts, wir sind gefangen in der Riesenmenge an Getreide der letzten vier Ernten. Die Ackerbauern rings um den Globus kommen mit den Anbaubedingungen offenbar sehr gut zurecht und es scheint auch das Kapital für die Betriebsmittel nicht zu fehlen. Russland kommt 25 fahre nach Ende der Sowjetunion richtig in Fahrt und übernimmt den Welthandel nicht nur in einzelnen Jahren, sondern offenbar über längere Zeiträume hinweg. Zwar wächst die Weltbevölkerung und mit für der Verbrauch, doch die Produktion bleibt keineswegs dahinter zurück. In dieser Situation gilt es, sich zu besinnen, wo die Stärken und Schwä­chen liegen. Der deutsche Ackerbau schafft Hektarerträge wie nirgendwo sonst und er kann in den meisten Jah­ren ganz hervorragende Weizenqua­litäten ernten. Das ist eine Stärke. Sie sollten wir unbedingt erhalten. Es gilt auch unter dem Regime einer neuen Düngeverordnung, die Qualitätswei­zenproduktion zu erhalten. Qualität wird in Zukunft den Unterschied an den Weltmärkten machen und im­mer wieder Chancen bieten. Eine Schwäche könnte darin liegen, dass viele Landwirte mit den moder­nen Vermarktungs-Instrumenten zu wenig vertraut sind. Eine Niedrig­ preisphase wie jetzt sollte auch da­ für dienen, sich darin weiterzubilden. Denn das Geschäft des Ackerbauern ist nicht nur, viele gute Ackerfrüchte zu ernten, er muss sie auch gut verkaufen können. Hoffentlich bald wie­ der in Zeiten, wo mehr als ein paar dürre Euro drin sind. Es gibt sie immer wieder: ,,gute” Preise. Aber nicht immer und nicht für jeden. Und nicht jeder gute Preis ist für jeden ein guter Preis. Was womöglich etwas verwir­rend klingt, lässt sich durchaus ent­ wirren und erklären. Stefanie Strebei hat das beim KWS-Ackerbauforum im mittelfränkischen Herrieden für die rund 150 Teilnehmer getan. Strebel stammt selbst von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Mit­telfranken, hat aber nach dem Stu­dium in Triesdorf gemeinsam mit einem Kompagnon die KS Ag­rar GmbH gegründet. Als Brokerin sind die Warenterminbörsen und der weltweite Agrarhandel ihr Ge­schäftsfeld. Wer die Getreidemärkte durchleuchten will, kommt, so sagt sie, nicht um den globalen Blick herum. Die Meinungsführerschaft rund um Angebot und Nachfrage hat derzeit das US-Landwirtschaftsministerium, kurz USDA’ inne. Zwar versucht die EU mit ihrem Prognosedienst MARS ein eigenes System zu installieren, doch noch hält der internationale Handel dann ,,die Luft an”, wenn das USDA seinen Bericht veröffentlicht. Das ist immer Mitte jeden Monats der Fall. Was derzeit den europäischen Weizenpreis stützt, ist aber eine Sache, die in keiner Mengenschätzung zu finden ist der schwache Euro. Bis Mitte 2016 lagen die US-Getreidepreise und die europäischen Preise fast deckungsgleich übereinander (siehe Grafik). Doch dann gab der Euro nach und verschaffte dem europäischen Weizen bei den internationalen Geschäften, die in US-Dollar abgerechnet werden, einen Vorteil. Seitdem klafft zwischen den europäischen Börsenpreisen und den Preisen an der Chicagoer CBoT eine Lücke von 25 bis 35 €/t. Was genau ist der gute Preis? Doch in diesem Vermarktungs­jahr werden die Preise keinesfalls noch in den Himmel wachsen. Es gibt schlicht und einfach zu viel Getreide und es kommt andauernd neue Ware hinzu. Australien hat gerade eine her­ vorragende Ernte eingebracht, die Südamerikaner haben gerade ange­fangen, Getreide zu dreschen. International fallen die in Europa fehlenden rund 15 Mio. t (zu einem üblichen Jahr) kaum ins Gewicht. Es gibt übrigens auch in Europa der­ zeit Gewinner: Es ist Rumänien. Die dortigen Händler verschiffen die gute Weizenernte der rumänischen Bau­ern über das Schwarze Meer und konnten bis jetzt schon mehr Weizen exportieren als im gesamten letzten Wirtschaftsjahr. Das ist auch einer der Gründe, warum das Exportziel der EU, wie Strebei sagte, heuer „lo­cker erreicht wird”. Sie erinnerte an die”Kernkompetenz” des deutschen und vor allem auch bayerischen Ackerbaus: der Qualitätsweizen, der auch auf den Exportmärkten immer geschätzt sei. In diesem Zug übte sie Kritik an der bevorstehenden Dünge­ verordnung und an der Debatte, die bislang dazu geführt wurde. Der Blick auf die Preiskurve des Weizens (siehe Grafik) im vergan­ genen Jahr zeigt Spitzen und Täler. Deutlich ist im Nachhinein abzu­lesen, wann günstige(re) Verkaufs­ momente gewesen wären. Doch was heißt günstig, wann ist ein Preis ein guter Preis für einen Ackerbauern? Dafür gibt es laut Stefanie Strebel eigentlich nur eine Möglichkeit, die Antwort zu finden: Man muss seine Kosten kennen. Der Ackerbauer muss wissen, wieviel der Doppelzentner Weizen ihn selbst gekostet hat. Dazu kommt er nicht umhin, seine Vollkosten zu kalkulieren. Das Ziel sollte dann sein, die Vollkosten (ohne dass die EU Flächenprämie abgezogen ist) über den Weizenpreis erstattet zu bekommen. Die Flächenprämie wäre in diesem Fall der Unternehmensgewinn. Wird die Flächenprämie in der Vollkostenkalkulation bereits berücksichtigt und sind selbst dann die Kosten nicht zu decken, bleibt die Arbeit des Betriebsleiters ohne Lohn. Mit Strategie das Vermarkten angehen Diese Rechnung wird derzeit viele ernüchtern, doch sie ist nicht zu ersetzen, wenn der Blick in die Zu­kunft gerichtet werden soll. Nur mit dem Wissen über die eigenen Kos­ten können die Instrumente genutzt werden, mit denen die Chancen auf den Zukunftsmärkten aufgedeckt werden können. Denn eines ist klar: Eine Marktbetrachtung wie oben an­ gestellt hilft nur für einen begrenz­ten Zeitraum von vielleicht zwei Wo­chen, um den Marktverlauf erahnen zu können. Doch landwirtschaftli­che Unternehmer haben noch mehr Möglichkeiten, um strategisch zu vermarkten, wie dies Stefanie Stre­bel nennt. Zum einen ist dies Bei einem Prämienkontrakt vereinbart der Ackerbauer mit seinem Landhändler eine Prämie, etwa Matifpreis minus 15 €. Zu einem späteren Zeitpunkt fixiert der Landwirt den hoffentlich dann günstigen Matifkurs. Damit ist der Wert der Ware festgelegt. Nach der Ernte liefert der Landwirt die Ware bei seinem Erfasser ab. Die Vorteile für den Landwirt sind, dass er zum einen an den Warenterminbörsen mitmacht, zugleich hat er

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