Presse

Bauern als Kaufleute und Spekulanten

Vortrag: Experte Lars Kuchenbuch erklärt, welche Risiken an der Warenterminbörse auf Landwirte lauern Münchberg– Mit Interesse und vielfach ungläubigem Staunen nahmen die etwa 200 Mitglie­der der Raiffeisen-Trocknungs­ genossenschaft Münchberg und  Umgebung den Vortrag „Warenterminbörse eine Möglichkeit der Preissicherung auch für Landwirte” von Lars Kuchenbuch auf. Der Ge­schäftsführer von KS-Agrar GmbH, bei der Deutschen Bank zum Finanzassistenten ausge­bildet, kennt dieses Metier ge­nau. Als Abwickler bei Soufflet Negoce S.A. in Frankreich, bei der CGB in Mount Vemon (USA) sowie als Telefonhändler bei Tenco an der größten Wa­renterminbörse der Welt, der Chicago Board of Trade (CBoT), kennt er alle Unwägbarkeiten bei diesem Geschäft genau. Fast rund um die Uhr wird an den Börsen- weltweit mit Weizen und Soja gehandelt. Allein in Chicago werden im Jahr 600 Millionen Kontrakte mit jeweils Hundert Tonnen pro Kontrakt gehandelt. Das er­rechnete Handels-volumen be­trägt hier 60 Milliarden Ton­nen, bei einer Weltproduktion von jährlich zwei Milliarden Tonnen Getreide und 400 Mil­lionen Tonnen Ölsaaten. ,,Dies bedeutet, dass die Welternte volumenmäßig 25 Mal gedreht wirdl”. Innerhalb eines Tages, so der Experte, gingen mehr als 1400 Meldungen aus dem Agrarbereich über den Ticker, viele von ihnen können zu Preisschwankungen führen. Gründe dafür seien die Freigabe der Märkte (weniger Staat, mehr Markt), die Zunahme der Produktivität in den ehemali­gen Oststaaten, Verschiebun­gen in der Angebots- und Nachfrage-Situation, geplanter Wegfall von Exporterstattungen, Veränderungen der lnter­ventionskriterien, die Nachfra­ge nach erneuerbaren Energien, Spekulationen von Marktteil­nehmern, Strukturveränderungen bei den landwirtschaftli­chen Betrieben, Investment­ banken als Anleger und nicht zuletzt die Wetterkapriolen, die in den vergangenen Jahren ständig zunahmen.  Dadurch, so der Referent weiter, seien auch die Marktpreise beein­ flusst worden. Am Beispiel des Brotweizens machte Kuchenbuch die Risiken für den Landwirt deutlich. In den vergangenen Jahren ha­be sich hier der Preis zwischen 100 und 120 Euro für eine Ton­ne bewegt. Bis Ende September stieg er auf 300 Euro an, um dann bis zum November wie­ der abzubröckeln. Die Meldung ,,in Argentinien könnten even­tuell Frostschäden zu Ernteaus­fällen führen” ließ den Kurs des Weizens wieder ansteigen. Des­halb müsse sich der Bauer fra­gen, ob er eventuell mJt 230 Euro verkauft, oder wartet, um dann eventuell mit 260 Euro verkaufen zu können und sich dann schließlich mit 180 Euro zufrieden geben müsse. ,,Der Bauer ist vom Tag des Saatgut­ kaufs bis zum Zeitpunkt des Verkaufs ein Spekulant”, so der Referent. Auch innerhalb der EU müs­se man sich jedes Jahr auf neue Warenströme einrichten. So hatten die Bauern in den neu­en Ländern befürchtet, dass die Polen mit ihrem EU-Beitritt ihren Markt mit Getreide über­ schwemmen würden, dann sei es aber ganz anders gekommen. ,,Die Polen kauften das Getrei­de in Deutschland.” Wie unberechenbar die Märkte seien, zei­ge die Tatsache, dass die USA dieses Jahr erstmals 25000 Tonnen EU-Weizen in Deutschland kauften. ,,So etwas hat es noch nie gegeben.” Der Landwirt müsse deshalb wie ein Kauf­mann denken, Preisrisiken ab­ sichern und das Gefühl für den richtigen Verkaufszeitpunkt ha­ben, sonst könne die Arbeit für ein ganzes Jahr umsonst gewe­sen sein.

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Wackeln im Sturm

Wetterkapriolen und die Launen der Terminhändler lassen die Rendite einer Anlage in Agrarrohstoffe stark schwanken Wenn Anleger in Agrarrohstoffe investieren, liegen Freud und Leid oft nah beieinander. Wäh­rend der Preis für Zucker sich seit Jahres­anfang verdoppelt hat, sind Mais und Weizen nach zwischenzeitlichen Preis­ anstiegen rund 20 Prozent ins Minus ge­rutscht. Ungewöhnlich ist das nicht, die Preise für Agrarrohstoffe schwanken stärker als etwa Aktienkurse. Beispiel Mais: Bauern in den USA haben in die­sem Jahr offensichtlich deutlich mehr Mais angebaut, als die Märkte erwartet hatten. Außerdem verspricht die Wetterlage bislang gute Ernteerträge. Deshalb der Preisrutsch. Das Blatt könnte sich allerdings schon bald wieder wenden: ,,Ein Kälteeinbruch in den USA im Sep­tember würde die Ernte dezimieren und die Preise entsprechend steigen lassen”, sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten empfehlen Anlageberater gern, Roh­stoffe als alternative Investments zu Aktien und Renten im Portfolio stärker zu gewichten. Gerade bei zunehmenden In­flationssorgen sollen Sachwerte das Vermögen vor Geldentwertung schützen. Neben klassischen Rohstoffinvestments wie Industriemetallen geraten dabei auch immer wieder Agrargüter ins Blickfeld. Dazu zählen Ausgangspflanzen für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais, Raps und Soja. Hinzu kommen Genuss­ mittel wie Kaffee, Kakao und Zucker. Wer sich solche Rohstoffe ins Portfolio legt, kauft sich damit allerdings einen nervenaufreibenden Inflationsschutz ein. Und selbst wenn er die Achterbahn fahrt der Agrarpreise über längere Zeit durchhält, wird er nicht automatisch be­lohnt. Anleger, die etwa zu Beginn des neuen Jahrtausends in einen Korb aus Agrarrohstoffen investiert haben, liegen heute mit rund 30 Prozent im Minus. Wer zwei Jahre später eingestiegen ist, schreibt immerhin eine schwarze Null. Im selben Zeitraum haben die Preise von Industriemetallen um fast 200 Pro­zent zugelegt. ,,Dafür war vor allem der Strukturwandel in China verantwort­lich”, sagt Fritsch. Ähnliche strategische Szenarien entwerfen Anlageberater auch für die Agrarrohstoffe: Ein Anstieg der Weltbevölkerung bei gleichzeitig be­grenzten Anbauflächen könnte die Preise für Agrarrohstoffe steigen lassen. Hinzu käme ein wachsender Lebensstandard in den Schwellenländern mit einem größe­ren Bedarf an landwirtschaftsintensiven Produkten wie Fleisch und Milch. ,,Bis­ lang haben solche Entwicklungen die Preise auf den Agrarmärkten aber nicht nachhaltig steigen lassen. Daran dürfte sich kurzfristig auch nichts ändern”, sagt Martin Rares, Analyst beim Agrarmakler KS Agrar (siehe Interview). Von Fortschritten in der Produktions­ technologie können Anleger profitieren, wenn sie zum Beispiel Agrarfonds kau­fen. Denn diese investieren meist nicht in die Rohstoffe, sondern in Unterneh­men der Nahrungsmittelproduktion. Ge­rade diese könnten vom wachsenden Nahrungsmittelbedarf profitieren. So beteiligt sich der Fonds Invest Global Agribusiness der Deutsche-Bank Tochter DWS weltweit an Unternehmen, die zum Beispiel Saatgut oder Düngermittel herstellen: ,,Wir investieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agrarmarkts”, sagt Fondsmanager Ralf Oberbannscheidt. Dazu zählen für ihn auch Hersteller von Bewässerungsanlagen oder Nahrungsmittelhändler: ,,Wir setzen dabei weltweit auf Unternehmen, die daran arbeiten, Ineffizienzen in der Nahrungsmittelproduktion abzubauen”, so Oberbannscheidt. Im vergangenen Jahr hat der Fonds kräftig Federn lassen müssen, dafür liegt er seit Jahresanfang dank gut gelaufener Blue Chips mit 50 Prozent im Plus. Schließlich bieten auch Aktien einen guten Inflationsschutz. Interview: Saisonverlauf entscheider FTD: Herr Hares, Anleger kennen die Argumentation:Weltbevölkerung und Fleischkonsum wachsen, die Erde bietet nur begrenzten Platz, deshalb werden die Preise für Agrarrohstoffe langfristig steigen. Warum sehen wir davon nichts? Martin Hares: Wegen der steigenden Nachfrage weiten Bauern weltweit ihre Produktion aus, gleichzeitig werden die Anbaumethoden effi-zienter. Gerade in den Schwellen­ ländern schlummern noch deutli­che Reserven. Es ist denkbar, dass die Landwirtschaft die Weltbevöl­kerung eines Tages nicht mehr ernähren kann, absehbar ist eine solche Entwicklung für die kommenden Jahre aber nicht. FTD Zuletzt haben die Preise deutlich nachgegeben, Anfang 2008 gab es Rekordpreise zum Beispiel bei Getreide. Wie kommt es zu solchen Preissprüngen? Hares Agrarmärkte funktionieren allein nach saisonalen Gesichtspunkten. In Abhängigkeit von den Preisen der Vorsaison entscheiden die Landwirte, wovon sie wie viel anbauen. Der Rest hängt von der Wetterlage ab. Längerfristige Prognosen zur Preisentwicklung sind deshalb absolut unmöglich. FTD ,,Gegessen wird immer”, so lautet eine populäre Anlegerregel. Ist die Preisentwicklung tatsächlich unabhängig von der Konjunktur-entwicklung? Hares Bei Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Getreideprodukten sicherlich. Dennoch passen die Menschen ihre Essgewohnheiten an. Sie kaufen zum Beispiel in schlechten Zeiten weniger teure Fleischprodukte. Das belegen weltweit rückläufige Produktionszahlen aus der Veredellungswirtschaft. Ein massives Engagement von Spekulanten und der abrupte Abzug von Kapital in der Krise haben die Konjunkturabhängigkeit noch verstärk. FTD Treibt denn der Biomasse Boom die Preise? Hares Kaum. Die Bedeutung der nachwachsenden Rohstoffe ist weltweit ehr nachrangig. Nur in den USA gibt es bislang einen nennenswerten Maisverbrauch für die Ethanolproduktion. Die anderen Industrienationen halten sich deutlich zurück, entsprechen gering ist der Einfluss der Biomasse auf die Agrarpreise. Daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Denn die Staaten werden andernfalls eingreifen, um Nahrungsmittel günstig zu halten.

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Das genaue Gegenteil von Spekulation

Aktienbörsen sind zum Spekulieren da und sind daher nichts für solide Bauern und Landhändler. Ganz anders ist dies bei Warenterminbörsen. Wie man sich dort gegen Preisschwankungen auf den Agrarmärkten absichern kann, erklärte Börsenexperte Lars Kuchenbuch in Seminaren des Verbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW) e. V. Wenn sie den Begriff Börse hören, denken viele Menschen sogleich an spekulierende Händler, die durch riskante Geschäfte Unsummen in den Sand setzen. Weniger bekannt ist hingegen die Möglichkeit, durch Börsengeschäfte den eigenen Handel langfristig abzusichern. Das ist auch vielen Landwirten und Landhändlern nicht bewusst. Allerdings ist für die meisten von ihnen eine Beteiligung an Agrarbörsen auch bisher kein Thema gewesen. Denn bei den jahrelang konstanten und vor allem konstant niedrigen Getreidepreisen schien eine Preisabsicherung schlichtweg nicht lohnend. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die EU hat 2006 und 2007 ihre Interventionsbestände abgebaut. Die Getreidevorräte sind weltweit auf einem historischen Tiefstand. Im vergangenen Jahr kannten die Preise für Agrarrohstoffe vor allem eine Richtung: Nach oben. Sie schossen in ungeahnte Höhen. Auch für die neue Ernte darf man gespannt sein. Selbst wenn nicht jedes Erntejahr so wie 2007 verlaufen sollte, ist es mit der Ruhe auf den Agrarmärkten wohl allenthalben vorbei — und zwar mindestens bis 2010. Die Agrarmärkte werden weiterhin schwanken Lars Kuchenbuch vom Agrar-Dienstleister KS Agrar GmbH, Mannheim, vertritt diese Meinung und kann sie auch begründen: „Die Getreidelager sind weltweit geräumt und wir haben kaum noch Reserven. Selbst wenn wir zwei Rekordernten in Folge einfahren, werden die Rohstoffe erst mal sehr gefragt sein, da wir keine Rücklagen haben. Dem knappen Angebot steht andererseits eine große Nachfrage gegenüber, denn wir verbrauchen mehr, als wir produzieren.“ Er geht davon aus, dass die Preise im Agrarhandel in den kommenden zwei Jahren extrem schwanken, sich aber weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen werden. Doch die Preise können nicht nur hoch steigen, sondern auch tief fallen. Diesen Vorgang beschreibt Kuchenbuch mit dem Begriff „volatil“: „Die Volatilität bezeichnet das Auf und Ab von Marktpreisen in einem bestimmten Zeitraum. Je stärker die Preise vom Durchschnittspreis abweichen, desto höher ist die Volatilität,“ so der Marktexperte. Warum soll man sich jedoch dieser schwankenden Marktentwicklung aussetzen? Gerade weil die Märkte so unruhig sind, ist die Börse sinnvoll, um sich abzusichern, lautet das Credo Kuchenbuchs. Er empfiehlt dafür den Handel mit Warenterminkontrakten, den sogenannten Futures. Sie haben ihren Namen vom englischen Wort für Zukunft: Future. An der Börse steht diese Bezeichnung daher für Kontrakte mit Preisen, die für Monate in der Zukunft gehandelt werden. Der Preis für die Futures wird auf dem Börsenparkett oder elektronisch ermittelt. Die Kontrakte enthalten Übereinkünfte zur Lieferung oder Abnahme einer festgelegten Warenmenge zu einem bestimmten Monat. Sie unterscheiden sich von Geschäften am physischen Markt, wo die Ware sofort gehandelt wird. Die Futures sind im Hinblick auf Preis, Qualität und Menge sowie Liefer- oder Abnahmeort standardisiert. Um an der Börse gehandelt zu werden, muss die Ware vorgeschriebenen Qualitätsparametern entsprechen. Beim Raps verlangt die Börse Euronext in London / Paris beispielsweise 00-Raps mit 40 Prozent Öl und neun Prozent Feuchtigkeit. Diese Waren, die mit einer genau festgelegten Spezifikation an der Terminbörse gehandelt werden, nennt man Commodities. Börsenkontrakte werden meist zurückgehandelt Der Unterschied zum physischen Markt ist, dass an der Warenterminbörse die im Kontrakt vereinbarte Ware nicht geliefert wird, sondern die Kontrakte vor Fälligkeit meistens wieder zurückgehandelt werden. Das heißt, das Getreide wird meist nicht irgendwohin hingeliefert, sondern es wird in einem anderen Warentermingeschäft wieder zurückgekauft. Es soll lediglich als ergänzende Absicherung des physischen Geschäftes dienen. Wenn ein Landhändler etwa im Frühjahr Platz für Dünger schaffen muss, im Lagerraum aber noch Weizen liegt, kann er diesen erstmal am physischen Markt verkaufen. Ist der Händler der Meinung, dass der Weizenpreis noch weiter steigen wird, kann er genau die Menge, die er am physischen Markt verkauft hat, am Terminmarkt wieder einkaufen — mit einem Future, der den gleichen Preis hat. Nun verfügt der Landhändlerwieder über den Weizen, jedoch nur auf dem Papier. Allerdings hat er für seinen Dünger Platz geschaffen. Steigt der Preis nun, kann der Landhändler die Ware, die er auf dem Papier besitzt, gewinnbringend am Terminmarkt verkaufen. Fällt der Preis, bekommt der Landhändler bei Fälligkeit der Kontrakte weniger Geld. Hätte er die physische Ware behalten und der Preis wäre gesunken, hätte er auch weniger bekommen. Damit hat er zwar keinen Gewinn gemacht, allerdings auch keinen Verlust. Und er hat zudem eine Möglichkeit gefunden, sein Lager leerzubekommen. Absicherung der Geschäfte durch Hedging Dieses Absichern durch ergänzende Geschäfte an der Börse nennt man Hedging. Der Begriff leitet sich vom englischen Begriff „to hedge“ ab, der „absichern“ bedeutet. Es hat den Sinn, Verluste am physischen Markt, auch Kassamarkt genannt, durch Gewinne am Terminmarkt auszugleichen. Damit schützt der Marktteilnehmer sich gegen Preisveränderungen. Gleichzeitig geht er bei diesem Geschäft ein Risiko ein, denn der Preis für das Produkt könnte am physischen Markt noch steigen — er könnte aber auch fallen. Da man nicht in die Zukunft blicken kann, ist der Future-Handel eine Möglichkeit, sich zumindest einen im Moment gut erscheinenden Preis und die Menge zu sichern. Das hat nichts mit Spekulation zu tun, sondern bedeutet eine Absicherung der Produktion mit einem festgelegten Preis, den man sicher in seine Geschäfte einkalkulieren kann. Zudem könnte es sein, dass am physischen Markt derzeit kein Marktpartner vorhanden ist, die Ware also eigentlich nicht liefer- oder abnehmbar ist. Wichtig ist dabei natürlich, dass die Marktteilnehmer, die Terminkontrakte abschließen, genau wissen, was sie im Jahr an Ware brauchen oder verkaufen und welchen Preis sie maximal zahlen können, um am Ende ein betriebswirtschaftliches Plus zu erzielen. Daher ist für eine Beteiligung an der Börse eine gewisse Grundliquidität die Voraussetzung. Ein Terminmarkt wie etwa die Cbot ist dann nützlich, wenn das gehandelte Produkt einer hohen Volatilität unterliegt, sich die Marktteilnehmer jedoch absichern wollen. Erster Terminmarkt: Chicago in den USA Erhebliche Preisschwankungen erlebten die Rohstoffmärkte auch in den USA im 19. Jahrhundert. Schon damals suchten Produzenten und Verarbeiter Möglichkeiten, sich gegen diese Volatilität abzusichern. Damals differierte der Brotpreis bis zum fünffachen zwischen erntenahen und erntefernen Zeitpunkten. Im Jahr 1848 gründeten Getreidehändler den Terminmarkt für Agrarprodukte, die Chicago

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Rapsmarkt 2009 / 10: Bulle oder Bär?

Die Rapssaat im Spannungsfeld der internationalen Märkte Während die Ölsaaten und ihre Produkte Anfang 2008 noch historische Höchststände er- reicht haben, brachen die Prei- se in der Ernte 2008 förmlich in sich zusammen. Mittlerwei- le haben sich die Agrarmärk- te und auch der Raps wieder et- was stabilisiert. Die Frage lautet nun: Wie geht der Weg im Wirtschaftsjahr 2009/10 weiter? Ausweitung der Produktion Betrachtet man die Saison 2008 / 09, so fällt schnell auf, dass die Produktion in den vergangenen Jahren weltweit kontinuierlich ausgeweitet worden ist. Mit knapp 58 Mio. t wurde zuletzt eine Rekordernte eingefahren. Trotz steigender Verarbeitungszahlen werden sich die Lagerbestände im Vergleich zum Vorjahr auf 6,5 Mio. t fast verdoppelt haben. Innerhalb der EU-27 ist die Versorgungslage ebenfalls durch- aus komfortabel. Derzeit geht man davon aus, dass sich der Überhang auf 1,65 Mio. t belaufen wird. Ausschlaggebend für die gute Versorgungsbilanz sind die kontinuierlich ausgeweitete Anbaufläche, Spitzenerträge in der Ernte 2008 und hohe Rapsimporte. Dieser Vorratsaufbau und eine weltweite Produktion, die 2009 mit 55,5 Mio. t nur leicht rückläufig ist, trüben die Hoffnung auf weiter steigende Rapspreise. Wichtig für die EU und insbesondere Deutschland wird sein, wie sich die Produktion von Biodiesel in den kommenden Monaten entwickelt. Eine gestiegene Steuerlast, der Preisverfall des Rohöls und somit der Dieselpreise, brachten die Produktion zum Jahreswechsel fast völlig zum Erliegen. Beim Preis konnte Biodiesel nicht mehr mit konventionellem Kraftstoff mithalten. Lediglich über die Beimischungsquoten konnte Biodiesel vermarktet werden. Derzeit besteht ein größerer Überhang an Rapsöl, die Lagerkapazitäten sind teilweise ausgeschöpft und die Produktion der Ölmühlen ist gedrosselt. Dies könnte sich im zweiten Halbjahr 2009 durchaus wieder ändern. Die Rapspreise stiegen im Vergleich zum Rohöl nur moderat an, so dass Biodiesel als alternativer Kraftstoff wieder interessant werden könnte. Ob der Rohölmarkt jedoch das vergleichsweise hohe Niveau angesichts der weltweit schlechten Konjunkturlage mittelfristig auch halten kann, bleibt fraglich. Somit steht vor der Entwicklung des für den deutschen Rapsmarkt wichtigen Biodieselsektors noch ein großes Fragezeichen. Ölsaatenkomplex nicht aus den Augen verlieren Gerade beim Raps darf man den weltweiten Ölsaatenkomplex aber nie aus den Augen verlieren. Die Rapssaat besitzt mit 14 Prozent einen nur geringen Anteil an der globalen Ölsaatenproduktion. Wegen der hohen Substituierbarkeit der einzelnen Ölsaaten und ihrer Produkte hängen die Rapsnotierungen klar am Tropf der Entwicklung des Weltmarktes. Die entscheidenden Impulse kommen aus dem Sojakomplex. Über 50 Prozent der weltweiten Ölsaatenproduktion entfallen auf die Sojabohne, was ihr eine internationale Führungsrolle zukommen lässt. Seit März dieses Jahres konnte sich dieser Markt von der schwachen Entwicklung der Getreidepreise abkoppeln und tendierte klar positiv. Ausschlaggebend war eine durch Trockenheit verursachte Missernte in Südamerika sowie weltweit niedrige Anfangsbestände. Wegen der Dürre fiel die Ernte in Südamerika rund 15 Mio. t kleiner aus als noch zu Beginn der Saison 2008 / 09 angenommen. Dies wiegt umso schwerer, wenn man bedenkt, dass der Exportmarkt von den USA, Brasilien und Argentinien dominiert wird. Daher brachte dieses einschneidende Ereignis die Sojabilanzen ins Wanken. Die internationale Nachfrage konzentriert sich beim Soja mittlerweile fast nur noch auf Brasilien und die USA. Dies führte dazu, dass die USA ihr Exportziel von 34 Mio. t bereits drei Monate vor Ende des Wirtschaftsjahres erfüllt haben und der Markt quasi leergefegt ist. Das Resultat sind deutlich ansteigende Preise für Soja und dessen Produkte. Insbesondere die Preise für Sojaschrot erreichten im Juni 2009 historische Höchststände. Diese Zusammenhänge eröffnen neue Chancen für den Rapsmarkt: Die Versorgungslücke muss geschlossen werden, was international zu einer höheren Nachfrage an Raps und Rapsöl führt. Auch in der EU ist die Versorgung mit Soja angespannt, so dass für die Verarbeiter Raps zunehmend an Attraktivität gewinnt. USA hat ihre Sojaflächen ausgeweitet Diese positive Entwicklung des Sojamarktes könnte aber nur eine begrenzte Lebensdauer haben. In den USA haben widrige Witterungsbedingungen bei der Mais- und Sommerweizensaat und der Preisanstieg der Sojabohne viele Farmer dazu veranlasst, die Sojaflächen auszuweiten. Die Sojaproduktion könnte dann von zuletzt 80 auf knapp 87 Mio. t gesteigert werden. Beachtet man zusätzlich, dass sich die Ernten in Südamerika wieder normalisieren werden, könnte dies als mittelfristig bärischer Faktor* interpretiert werden. Die inverse Terminstruktur (die vorderen Termine werden höher bewertet als die hinteren) an den US-Terminbörsen für Sojabohnen sind ein Indiz dafür. Sollte sich dies bewahrheiten, könnte vor der Sojaernte, die in den USA im September beginnt, ein Preisdruck entstehen, von dem auch der Rapsmarkt nicht unverschont bleiben wird. Liquiditäts- und Risikomanagement Bedenkt man, dass die Vollkosten der Rapsproduktion bei rund 260 € / t liegen, sollte angesichts dieser Faktoren zumindest eine Teilvermarktung der neuen Ernte bei Preisen, die deutlich über 300 € / t liegen, durchaus in Betracht gezogen werden. Auch wenn die Preise zwischenzeitlich wieder in Richtung der 330 € / t marschieren können, sollten bei der Vermarktung Aspekte wie Liquiditäts- und Risikomanagement im Vordergrund stehen. Festzuhalten bleibt, dass gerade am Rapsmarkt der Blick über den Tellerrand der nationalen Märkte sehr wichtig ist um das derzeitige Preisgefüge zu verstehen und beurteilen zu können. Welt-Sojabilanz könnte sich im Herbst entspannen Nach verregnetem Start geht die Sojaaussaat in den USA inzwischen zügig voran, was für Preisdruck an den internationalen Ölsaatenmärkten sorgt. Bis Mitte Juni waren im Mittleren Westen 87 Prozent der Bohnen gedrillt. Nach wochenlangen Niederschlägen hat sich im US-Sojagürtel warmes und trockenes Wetter eingestellt, so dass die verbleibenden Flächen jetzt zügig gedrillt werden dürften. Die jüngste Bonitierung hat ergeben, dass sich zwei Drittel der schon aufgelaufenen Pflanzen in einem guten oder sogar ausgezeichneten Zustand befinden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Farmer im Herbst eine große Sojaernte einfahren. In seiner neuesten Ernte- und Bilanzschätzung taxiert das amerikanische Landwirtschaftsministerium das diesjährige US-Sojaaufkommen auf 87 Mio. t, womit das Vorjahresniveau um fast 7 Mio. t überschritten würde. Sobald im September die ersten Bohnen aus der neuen Ernte am Markt sind, dürfte sich die derzeit weltweit enge Versorgungsbilanz entspannen. Jahrhundertdürre in Argentinien Auch in Südamerika sind prompte Sojabohnen derzeit knapp und damit teuer. Nach der Jahrhundertdürre in Argentinien hat das US Agrarressort seine Schätzung für die in den vergangenen Monaten eingefahrene Ernte jetzt erneut nach unten angepasst, und zwar um 2 Mio. t auf 32 Mio.

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Die Märkte zur Ernte 2008- eine Prognose

Bei ihrem diesjährigen Vorerntegespräch schaute sich die ZMP Anfang Juni in Berlin mit Marktbeteiligten die Lage auf den Weltmärkten an und wagte einen Ausblick auf die Preise der neuen Ernte. Die Aussichten am Getreidemarkt sind nicht schlecht, obwohl die Erzeugerpreise nach wie vor unter Druck stehen — so skizzierte Martin Schraa die derzeitige Lage auf dem deutschen Getreidemarkt. Schraa ist Referent für Getreide, Ölsaaten und Futtermittel bei der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP), die Anfang Juni mit rund 160 Teilnehmern im Berliner Haus der Land- und Ernährungswirtschaft über die Lage vor der Ernte diskutierte. Schraa zufolge hat die Preiskurve ihren Scheitelpunkt erreicht, er rechnet eher mit Seitwärts-, als mit drastischen Bewegungen nach oben oder unten. Der Preis des B-Weizens wird sich seiner Meinung nach konsolidieren, die Wintergerste noch etwas nachgeben und die Sommergerste etwas zulegen. Selbst bei einer guten Ernte bleiben die weltweiten Bestände knapp. Daher rechnet Martin Schraa weiterhin mit einem von Spekulation geprägten Getreidemarkt, der für Preisschwankungen empfänglich bleibt. Vor allem die Spekulanten sieht er als Zünglein an der Waage. Getreideanbau wurde ausgeweitet Auch wenn die Höhe der Erntemengen derzeit ebenfalls noch etwas spekulativ sind, ist die Ausweitung des Anbaus in Deutschland klar. Der Weizenanbau hat um etwa 210 000 Hektar zulegt. Beim Roggen wurde die Fläche um zwölf Prozent bei der Sommergerste um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr ausgedehnt. Beim Raps waren es plus acht Prozent. Wenig Vorverträge wegen fallender Preise Wegen des Preisabfalls hätten die Landwirte in den vergan- genen Wochen wenig Vorkontrakte gemacht, aber vielerorts ihre Lagerkapazitäten ausgebaut, erläuterte Schraa. Bei den Vorkontraktpreisen nannte der Marktexperte bei A-Weizen Erzeugerpreise zwischen 18 und 19,50 Euro pro Dezitonne (€ / dt), bei B-Weizen 17,50 bis 18,50 € / dt, bei Braugerste rund 23,50 / dt und bei Brotroggen zwischen 15 und 16,50 € / dt. Für Raps gab er eine Spanne zwischen 41,50 und 45,50 € / dt an. Die Preise für Ölsaaten sieht er auf höherem Niveau als die Getreidepreise, da bei ersteren der weltweite Vorrat geringer sei. Vor allem die Verarbeitung von Raps sei in Deutschland auf dem Vor- marsch und habe bei der Verarbeitung von Ölsaaten einen Anteil von 70 Prozent, was vor allem an dem Ausbau der Biodieselproduktion liege. Risikomanagement durch Absicherung auf den Warenterminmärkten war eines der vielbesprochenen Themen der vergangenen Monate. Sowohl Landwirte als auch Händler und Verarbeiter beschäftigten sich damit, scheuten aber noch davor zurück, selbst Geschäfte zu tätigen. So berichtete Carsten Becker von der RMX Hannover von immensen Berührungsängsten vieler Marktteilnehmer. Zudem hätten sich viele Landwirte an den steigenden Preisen orientiert und seien sich nicht bewusst gewesen, dass sie wieder nach unten gehen könnten. Außerdem bräuchte es für den Umgang mit Warenterminbörsen eine genaue Strategie, eine solide Finanzierung und die regelmäßige Beschäftigung mit den Kursen. Lars Kuchenbuch von der KS Agrar Mannheim erklärte, dass viele die Preise nicht genutzt hätten, um sich abzusichern, sondern um doppelt zu spekulieren. Andere wiederum ließen die Finger ganz von den Börsen. „Entweder machen sie‘s voll oder gar nicht,“ lautete seine Einschätzung. Wie schwierig mitunter das Verhältnis zwischen den Erzeugern und Abnehmern der landwirtschaftlichen Produkte ist, wurde in der Diskussion deutlich. So forderte etwa Wolfgang Vogel, Präsident des sächsischen Bauernverbandes, dass der Handel seine Preisfindung transparenter gestalten sollte. „Aber für uns ist maßgebend, was uns unsere regionalen Erzeuger an Qualität und Quantität bringen,“ setzte Michael Gutting, Geschäftsführer der Saalemühle Alsfeld in Sachsen-Anhalt, entgegen. „Wir freuen uns, wenn die Erzeuger ordentlich verdienen.“ „Uns geht es als Bauern um den regionalen Markt,“ unterstrich Wolfang Vogel die Lage der Landwirte und bekräftigte seine Haltung, wonach Handel und Verarbeiter das Preisniveau drückten. „Wenn ich jeden Tag produzieren muss, vor Ort aber keine Ware da ist, muss ich mich eben umschauen und eventuell im Nachbarland einkaufen,“ lautete der Einwand von Ernst Bielefeldt von ATR Landhandel in Ratzeburg. Dabei habe er kein Interesse an niedrigen oder hohen Preisen, sondern einzig an seiner Gewinnmarge. Für Bielefeldt drückt vielmehr der Lebensmitteleinzelhandel die Preise. An seine Meinung knüpfte sich die Aussage des ZMP-Geschäftsführer Ralf Goessler an. Dieser ermahnte die Landwirte, den Verbrauchern klar zu machen, was ihr Kaufverhalten bewirke. „Die Verbraucher haben keine Vorstellung davon, was für ein logistischer Aufwand die tägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln ist,“ ist Goessler überzeugt. Preisschätzungen zur neuen Ernte Den Raps sieht Bielefeldt zu Ernte bei 43 € / dt. Erhält eine Preissteigerung aber für möglich. Für den Weizen rechnet er ex Ernte mit 20 € / dt plus- minus zehn Prozent. Höher prognostizierte Vogel den Weizenpreis, den er bei 23 € / dt sieht, mit einer Abweichung von zehn Prozent nach unten oder oben. Für den Raps hält er 40 € / dt plusminus 20 Prozent für realistisch. Michael Gutting schätzte beim E-Weizen 22 bis 23 € / dt und beim B-Weizen 17,50 bis 20 € / dt. Dabei entspreche das Preisniveau des B-Weizens dem des A-Weizens. Die Prognosen für die neue Ernte liegen gut: Für Weichweizen werden in der EU bis zu 129,1 anstatt der rund 112 Millionen Tonnen erwartet. Auch bei Gerste, Roggen und Hafer werden Steigerungen erwartet. Beim Mais sollen es auf dem Kontinent sogar bis zu 59 Millionen Tonnen anstatt der 48 Millionen Tonnen des Vorjahres werden.

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Prämien auf die Böse

Die Warenterminbörse als Werkzeug zur Preisfindung für Landwirte Bis zur Ernte 2006 wurde der Getreidepreis in der Europäischen Union (EU) durch das staatliche Interventionssystem bestimmt. Heute bestimmen (Warentermin)Börsen die Getreidepreise in Baden-Württemberg, Deutschland und der übrigen EU. Wie sich aus den Börsenpreisen Erzeugerpreise ab- leiten lassen, beschreibt die Agraringe- nieurin Stefanie Strebel von der Mannhei- mer Maklerfirma KS-Agrar. Seitdem sich die Verhältnisse umgekehrt haben und der Preis für Agrarrohstoffe stark gestiegen ist, wurden die staatlichen Regulierungsmechanismen außer Kraft gesetzt. So bildet sich heute der Preis am Getreide- markt nach Angebot und Nachfrage. Die Marktteilnehmer orientieren sich bei der Preisfindung für den physischen Markt an den Börsennotierungen der Futures (Kon- trakte, Verträge) an den Rohstoffbörsen. Die in Europa bedeutendste und liquideste Börse ist die französische Matif in Paris, die zur Mehrländerbörse Euronext gehört. Dort kann man Futures für Weizen, Raps und Mais han- deln. Die anderen Kulturen wie zum Beispiel Futterweizen, Braugerste etc. werden nicht direkt gehandelt, sondern können durch Auf- oder Abschläge beispielsweise zum Weizen-Future ins Verhältnis gesetzt werden. Der Weizen-Future (milling wheat) notiert an folgenden Monaten: Januar, März, Mai, August und November. Es werden acht Kurs-Monate gleichzeitig gehandelt, so dass es jetzt schon möglich ist Weizen für Mai 2009 zu handeln. Die Information über die aktu- ellen Matif-Kurse erhalten Sie unter www.bwagrar.de, Rubrik Markt/Börsen für Agrarprodukte und Rohstoffe/Warentermin- börsen Paris und London oder direkt unter http://www.liffe-commodities.com. Die zweite nennenswerte Börse ist die RMX (früher WTB) in Hannover. Dort wer- den unter anderem die Kontrakte Weizen, Kartoffeln und Braugerste gehandelt. Die Kontraktspezifikationen des Weizen-Kon- traktes an der RMX passen besser zu den Ge- gebenheiten am deutschen Markt, so dass ei- ne Ableitung vom Future-Kurs auf die Preise am Kassamarkt leichter wäre, jedoch ist die Börse wenig liquide, so dass eine Preisabsi- cherung über RMX- Futures für viele Markt- teilnehmer (noch) in Frage gestellt wird. Auf- und Abschläge machen einiges aus Welche Orientierung bieten aber die Future- Notierungen für den Kassamarktpreis? Der Auf- und Abschlag zur Matif (Prämien) für die Qualitäten, also Futter-, B-, A- und E-Weizen hängt von der Verfügbarkeit und der Nachfrage der Produkte in der jeweiligen Region ab. Zum Beispiel erhöht eine regional verregnete Ernte mit daraus resultierenden Fallzahlproblemen die Prämie für A-Weizen in der Region, da die Ware von weiter weg herangeschafft werden muss. Die Prämien können stark schwanken, beispielsweise schwankte im Jahr 2006 die Prämie für B-Weizen franko Mannheim auf Großhandels- ebene zwischen +5 und -15 Euro pro Tonne. Eine Ableitung für den Markt-Preis nur anhand der täglichen Futures-Kurse ist also schwierig. Prämienkontrakte abschließen Um als Landwirt 1:1 an den Börsenkursen teilzuhaben, empfiehlt es sich, sogenannte Prämienkontrakte mit dem Erfassungshandel oder dem Verarbeiter abzuschließen. Da- bei legt man lediglich die Prämie zum korrespondierenden Matif-Kurs fest und kann so täglich verfolgen, wie sich der Preis für die Vertragsmenge (kontrahierte Ware) ent- wickelt. Zu dem Zeitpunkt, an dem einem der Preis des Futures als interessant erscheint, fixiert man den Matif-Kurs mit dem Erfasser oder Verarbeiter. Durch den Matif- Kurs und die vereinbarte Prämie ergibt sich der Abrechnungspreis für den Landwirt. Dies ist ein Vertragsanbausystem mit flexiblen Preisen, bei dem der Landwirt den Zeitpunkt der Preisbestimmung selbst festlegt.

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Börsengeschäfte für Landwirte

VORTRAG Der Finanzexperte Lars Kuchenbuch gab beim 19. Landwirte-Forum der Sparkasse praktische Tipps, wie man für Agrarprodukte gute Preise erzielen kann. Bamberg — „Sie alle kennen das Szenarium: Im Frühjahr säen Sie aus und im Sommer/Herbst wird für Ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisseabgerechnet. Stand der Preis im Frühjahr beispielsweise für Weizen noch bei 250 Euro pro Tonne, sank er im Herbst auf 150 Euro“, erläuterte Lars Kuchenbuch,Teilhaber der KS Agrar GmbH, im vollbesetzten Saal im Steuerungszentrum der Sparkasse Bamberg. Freuten sich die Landwirte also Anfang des Jahres auf einen guten Preis, wurden sie am Ende durch denKurseinbruch, die Finanzkrise und das Auflösen spekulativer Käufe von Agrarrohstoffen bitter enttäuscht. Zwar könne man als Landwirt seine Ernte einlagern und hoffen, dassdie Preise im nächsten Jahr wieder steigen werden, dies sei aber ein risikoreiches Spekulieren, so Kuchenbuch. „Erstens fehlt Ihnen dann die notwendige Liquidität und zweitens ist es oft sehr unwahrscheinlich, dass die Preise auf den gewünschten Betrag steigen.“ Denn beim Spekulieren gegen den Markt ziehe man meist den kürzeren. Auch, so prognostizierte der Finanzexperte, würden die Preisschwankungen zukünftig auf dem Agrarmarkt noch deutlicher schwanken. Da mache es vielmehr Sinn seine Preise durch Warentermine an der Börse abzusichern. „An der Warenterminbörse können Sie beispielsweise schon jetzt Ihre kommende Getreideernte ganz oder teilweise auf den nächsten Herbst verkaufen“, schilderte Kuchenbuch. Diese Warenterminkontrakte, die so genannten Futures, hätten den Vorteil, dass sie den Landwirten Preistransparenz sowie durch ihre Preissicherung eine Kalkulationssicherheit bieten. Aber diese Warentermingeschäfte hätten auch ihre Nachteile: So seien sie noch nicht bei allen Kulturen möglich. Auch hätten die Erzeuger bei einigen der börsennotierten Warentermine ein Erfüllungsrisiko. Das heißt, wenn die Ernte zum Beispiel durch Wetterkapriolen kleiner ausfällt, muss der Erzeuger seinen abgeschlossenen Vertrag erfüllen. Kann er die Menge nicht liefern, drohen dem Landwirt Vertragsstrafen oder er muss Deckungskäufe durchführen. Um solche Warentermingeschäfte durchführen zu können, bedarf es ferner einiger Voraussetzungen: So braucht man laut Kuchenbuch einen Broker, muss sich eine Börse wie Euronext suchen und dort ein Konto eröffnen.„Auch muss die Ware, um an der Börse gehandelt zu werden, bestimmte Qualitätsparameter erfüllen“, sagte der Finanzexperte. Dennoch, so resümierte er, lohne es sich, über diese Warentermingeschäfte nachzudenken. Obwohl sie an der Börse gehandeltwerden, seien sie keine Spekulationen, sondern das genaue Gegenteil: eine Absicherung der Preisschwankungen.

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Langfristig denken

Der Einspeisetarif für Biogasstrom ist fix. Gleichzeitig schwanken die Substratpreise heftig. Mit einer Börsenabsicherung stellen Sie ihre Kalkulation auf eine verlässliche Basis. Günstige Rohstoffe sind das A und O bei der Biogas-Produktion. Die meisten Betreiber von Biogasanlagen planen den Rohstoffeinkauf trotzdem noch immer kurzfristig. Frühestens zur Aussaat, häufig erst kurz vor der Ernte werden Kauf und Preis per Handschlag besiegelt.Längerfristige Lieferverträge scheitern häufig daran, dass man sich nicht auf einen fairen Preis einigen kann. Die Folge: Plötzlichen Preissprüngen stehen Anlagenbetreiber schutzlos gegenüber. Und müssen damit rechnen, mit der Biogasproduktion tiefrote Zahlen zu schreiben, wenn die Substratkosten aus dem Ruder laufen. Die Terminbörse bietet eine Möglichkeit, das Preisrisiko beim Substrateinkauf zu senken Dazu muss zunächst einmal geklärt werden, welche Menge Substrat überhaupt abgesichert werden soll. Dazu ein Praxisbeispiel: Eine 200 kW-Biogasanlage, die 8.000 Volllaststunden pro Jahr läuft, verwertet hauptsächlich Maissilage. Eine Preisabsicherung über die Terminbörse funktioniert auch für Silomais, obwohl dieser an Handelsplätzen wie der Pariser Matif gar nicht gelistet ist. Dabei muss der Rohstoff nicht über die Börse gekauft werden — die bewährten Lieferbeziehungen vor Ort können bestehen bleiben. Sie kaufen an der Börse lediglich einen Termin-Kontrakt, z.B. für Weizen. Der ist vielerorts die wettbewerbsstärkste Kultur, weshalb sich dort der Preis der meisten Substrate von der Biogasrübe bis zum Silomais — fast Eins zu Eins an der Preiskurve für Weizen orientiert. Börsianer sprechen von einer hohen Korrelation, dieeine Preisabsicherung über die Börse überhaupt erst möglich macht. Der Preiszusammenhang zwischen Weizen und Silomais ist besonders ausgeprägt, sogar stärker als der zwischen Silomais und dem ebenfalls an der Matif gelisteten Körnermais. Die Weizenkontrakte an der Matif haben noch einen weiteren Vorteil: Sie verzeichnen die größten Tagesumsätze. Dadurch kann der Weizenpreis besonders weit im Voraus abgesichert werden (aktuell bis Januar 2016). Die eigentlich Preisabsicherung funktioniert so: Parallel zum tatsächlichen Einkauf von Silomais kaufen Sie für die notwendigen Substratmengen über einen Makler Kontrakte an der Warenterminbörse. Bevor Sie an der Börse aktiv werden, müssen Sie aber noch einiges an Vorarbeit leisten: Zunächst müssen Sie nämlich die Maissilage energetisch umrechnen. Im vorliegenden Beispiel werden die KTBL-Daten von Maissilage mit 33 % Trockenmasse, einem Biomasseertrag von 200 m³ und einer Methanausbeute von 52 % unterstellt. Es wird weiter angenommen, dass die Beispielanlage mit jährlich 3.000 t Maissilage „gefüttert“ wird. Rechnet man dies bei einer Trockenmasse von Körnermais von 87 %, einem Biomasseertrag von 620 m³ und einer Methanausbeute von 52 % um, so erhält man einen Substratbedarf an Körnermaisäquivalent von 967 t jährlich. Näherungsweise den gleichen Wert würde man erhalten, würde man die Maissilage in Getreideäquivalent umrechnen. Über den Methangasertrag lässt sich jedes beliebige Substrat auf ein an der Börse absicherbares Produkt umrechnen. Vollkosten als Basis Um nun eine Kalkulation für einen langfristig wirtschaftlichen Betrieb der Biogasanlage aufzustellen, müssen als nächstes die Vollkostenberechnet werden. Auf dieser Basis lässt sich dann bezogen auf das eingesetzte Substrat der maximal zahlbare Preis ermitteln. Gehen wir davon aus, dass der Betreiber der 200 kW-Beispiel-Anlage den Nawaro-Bonus erhält, außerdem den Güllebonus. Für beliebige Substrate kann nun der Gasertrag pro Tonne Rohstoff ermittelt werden. Über die Grundvergütung, den Güllebonus, den Nawaro- Bonus und den Düngerwert des Substrates kann die Marktleistung für eine Tonne Substrat berechnet werden. Hiervon werden die auf eine Tonne Substrat bezogenen variablen Kosten der Verstromung und Fixkosten der Anlage abgezogen. Übrig bleibt der maximal zahlbare Preis für das Substrat frei Fermenter. In einer Studie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft wurde unter den gegebenen Voraussetzungen ein maximal zahlbarer Preis für eine Tonne Weizen von 156 € frei Anlage ermittelt. Der gleiche maximale Substratpreis kann über das Gasäquivalent näherungsweise auch für eine Tonne Körnermais oder andere Getreidearten ermittelt werden. Für Maissilage resultiert übrigens ein maximal zahlbarer Substratpreis von 44 €/t Frischmasse. Nach Umrechnung des verwendeten Substrates auf einen Börsenkontrakt und Ermittlung des maximal zahlbaren Substratpreises kann nun die Preisabsicherung vorgenommen werden. Mit dem Kauf von Termin- kontrakten fixieren Sie als Biogasanlagenbetreiber über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren im Voraus einen Preis, der unter Ihrem maximal zahlbaren Substratpreis liegen sollte. Will zum Beispiel der Anlagenbetreiber der Beispielanlage den Preis seiner verwendeten Substrate für ein Jahr im Voraus festmachen, so muss er 967 t Körnermaisäquivalent einkaufen. Für das letzte Quartal 2013, also für den Termin Oktober bis Dezember ergäbe sich eine benötigte Menge von 242 t, also knapp 250 t. Es wird dem Betreiber kaum gelingen, diese Menge bereits im Januar am physischen Markt einzukaufen, da ja der Silomais zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gedrillt wurde. Der Warenterminmarkt ist jedoch auf den Handelstermin Novemberbereits liquide. So kauft der Anlagenbetreiber fünf Kontrakte Weizen (zusammen 250 t) an der Warenterminbörse ein. Nullsummespiel Nehmen wir an, der Börsenpreis für Weizen steht zum Kaufzeitpunkt bei 155 €/t. Der Anlagenbetreiber kauft also fünf Weizen-Kontrakte an der Börse zu diesem Preis. Im Oktober kann er das Substrat nach der Ernte dann physisch von einem Landwirt in der Region einkaufen. Jedoch ist bis dahin der Marktpreis am physischen Markt und an der Börse um je 50 €/t gestiegen (eine hohe Preiskorrelation der Teilmärkte wird vorausgesetzt), so dass die Tonne Matif-Weizen nun 205 €/t kostet. Der Anlagenbetreiber muss also für die physische Ware 205 €/t bezahlen, gleichzeitig hat sich aber auch der Preis an der Börse um diesen Betrag erhöht, so dass er seinen Weizen-Future, den er für 155 €/t eingekauft hat, nun zum Preis von 205 €/t wieder verkaufen kann. Mit dem Börsengewinn von 50 €/t kann der Anlagenbetreiber den höheren Preis am physischen Markt ausgleichen. 205 €/t physischer Marktpreis abzüglich 50 €/t Börsengewinn ergeben genau den ursprünglich veranschlagten Preis von 155 €/t. Und wenn die Preise fallen? Natürlich können die Preise nach der Preisabsicherung auch fallen. Dann macht der Anlagenbetreiber einen Verlust an der Börse. Dies verteuert seine am physischen Markt günstig eingekaufte Ware um den Börsenverlust. Letztendlich erhält er aber auch bei diesem Szenario den ursprünglich kalkulierten Substratpreis. Der Pferdefuß: Aktuell liegt der Weizenpreis weit über dem veranschlagten maximal zahlbaren Substratpreis. Jedoch zeigt der quer über die Seiten 24 und 25 laufende Weizen-Chart, dass bis Mai 2010 der Börsenpreis für das Substrat im „grünen

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Spekulieren ist nicht das Ziel

Für die Preisschwankungen im Getreide- und Ölsaatenmarkt der letzten Monate gibt es verschiedene Gründe. Die steigende Nachfrage nach regenerativen Energien sorgt für Investitionen in Bioethanol-, Biodiesel-, Biogasund Rapsölanlagen und somit für einen Nachfrageboom nachRohstoffen wie Raps, Weizen, Gerste und Roggen. Weniger staatliche Marktregulierung (Intervention, Exporterstattungen) verstärkt zudem den Einfluss des Weltmarktpreisniveaus auf die europäische Agrarproduktion. Die Klimaveränderung und die damit verbundenen Wetterkapriolen sind außerdem eine Ursache für Stimmungsschwankungen und Marktmeinungen. Daraus bilden sich sogenannte Wettermärkte, die zu einem raschen Preisanstieg oder Preisverfall führen können. Zudem interessieren sich immer mehr Finanzinvestoren und Investmentbanken für den Agrarsektor. Weil der Rohstoffund der Aktienmarkt kaum miteinander korrelieren, entdecken zunehmend Banker den Agrarbereich als interessantes Anlagefeld zur Risikodiversifizierung. Dies bringt den Warenterminmärkten mehr Liquidität, aber dafür steigt auch das Risiko stärkerer Preisausschläge nach allen Seiten. Am Chicago Board of Trade beispielsweise wird die weltweite Getreide- und Ölsaatenernte (2,4 Mrd. t) über Futures 25 Mal umgeschlagen. Die Reaktionen auf den Markt Wie kann ein Agrarunternehmer auf die schwankende Preissituation bei den Rohstoffen reagieren? Die vielfältigen landwirtschaftlichenBetriebsformen lassen sich in zwei Bereiche einteilen. Es gibt jene, die Rohstoffe am Markt zukaufen müssen, sei es, weil sie als Milchvieh-, Veredelungs oder Biogasbetrieb agieren. Diese Betriebe haben ein Einkaufspreisrisiko, da sie für ihr Endprodukt einen festen Preisbekomm-en, zum Beispiel für den Liter Milch, das Kilogramm Schlachtgewicht oder die Kilowattstunde Strom. Sie müssen den Rohstoffein-kauf danach ausrichten. Dann gibt es die Marktfruchtbetriebe, die ein Verkaufspreisrisiko haben, da sie die produzierten Güter bestens am Markt absetzen wollen, um damit einen möglichst hohen Deckungsbeitrag pro Hektar Land zu erzielen und die Produktions-kosten oder die Kosten für die Lagerhaltung zu decken. Für die Rohstoffzukaufsbetriebe ist es wichtig, sich bei einem wirtschaftlich interessanten Preisniveau eine Menge für ihre Rohstoffversorgung zu sichern. Dies ist aber auf dem physischen Markt oft nicht möglich, da zum Zeitpunkt niedriger Preise häufig keine Verkäufer bereit sind, Ware abzugeben, weder am Spot-(sofortigen)Markt noch auf spätere Termine. Auch der Rohstoffabgeber hat das Problem, dass zum Zeitpunkt hoher Preise diese sofort oder auf Termin schwieriger durchzusetzen sind, da der Händler oder Verarbeiter auf billigere Kurse wartet oder mit ihnen rechnet. Die Lösung:Ein Preissicherungsmodell Eine Lösung für dieses Dilemma bieten Preissicherungsmodelle. Zum einen kann eine Preissicherung über ein Vertragsanbaumodell gestaltet werden, also einen Anbauvertrag. Dieser wird in der Regel mit dem Landhändler vor Ort geschlossen. Im Anbauvertragwerden unter anderem Menge, Preis, Qualität, Lieferzeit und Ort festgelegt. Der Landwirt kann sich somit den Preis für seine Produkte sichern. Das Problem an dieser Form der Preissicherung ist, dass nicht alle Händler zu einer beliebigen Zeit im Voraus als Vertragspartner am Markt sind. Bei der Braugerste und beim Raps beispielsweise sind Vorverträge stark verbreitet, bei Weizen und Futtergetreide ist dies nicht der Fall.Zudem geht der Marktfruchtbetrieb bei Abschluss eines Vertragsanbaues ein Erfüllungsrisiko ein, das heißt dass er die Ware physisch an den Händler liefern muss, auch wenn die Qualität nicht wie vereinbart gehalten werden kann oder die Ernte aufgrund von Wetterkapriolen (kleiner) ausfällt. Bei Nichterfüllung drohen dem Landwirt Vertragsstrafen, oder er muss Deckungskäufe durchführen. Warenterminmärkte für Agrarrohstoffe sind ein flexibleres, aber auch etwas ungenaueres System der Preissicherung. Sie existieren an der Euronext (ehemals Matif) und am Chicago Board of Trade. Die Preisnotierungen an den Warenterminmärkten haben, seit dem Abbau desstaatlichen Einflusses auf die Preise, eine Leitfunktion für die Preisgestaltung am physischen Markt. Für die Agrarproduktion in der EU ist hier vor allem die europäische Warenbörse Euronext die Leitbörse. Hier werden Futures unter anderem auf Raps, Mahlweizen, englischen Futterweizen, Körnermais gehandelt. Die Rapspreise am physischen Markt richten sich bereits jetzt an den täglichen Börsennotierungender Euronext aus. Die Korrelation zwischen dem Kassamarkt für Weizen und dem dazugehörenden Futurepreis ist vorhanden, aber aufgrundnur eines Andienungsortes (Rouen, Frankreich) nicht ganz so hoch (Abbildung). Ein Marktfruchtbetrieb kann sich über den Verkauf von Futures tendenziell absichern. Da er die Ware somit nur auf dem Papier verkauft, entsteht für ihn kein Erfüllungsrisiko. Bei den Mahlweizenfutures an der Euronext stehen beispielsweise 50 t einer definierten Qualität hinter dem Kontrakt. Es werden die Termine Januar, März, Mai, September und November gehandelt immer acht Termine gleichzeitig. Bereits jetzt kann man Weizen für die Lieferung Januar 2010 kaufen oder verkaufen. Warenterminmärkte für Agrarrohstoffe sind ein flexibleres, aber auch etwas ungenaueres System der Preissicherung. Sie existieren an der Euronext (ehemals Matif) und am Chicago Board of Trade. Die Preisnotierungen an den Warenterminmärkten haben, seit dem Abbau des staatlichen Einflusses auf die Preise, eine Leitfunktion für die Preisgestaltung am physischen Markt. Für die Agrarproduktion in der EU ist hier vor allem die europäische Warenbörse Euronext die Leitbörse. Hier werden Futures unter anderem auf Raps, Mahlweizen, englischen Futterweizen, Körnermais gehandelt. Die Rapspreise am physischen Markt richten sich bereits jetzt an den täglichen Börsennotierungen der Euronext aus. Die Korrelation zwischen dem Kassamarkt für Weizen und dem dazugehörenden Futurepreis ist vorhanden, aber aufgrund nur eines Andienungsortes (Rouen, Frankreich) nicht ganz so hoch (Abbildung). Ein Marktfruchtbetrieb kann sich über den Verkauf von Futures tendenziell absichern. Da er die Ware somit nur auf dem Papier verkauft, entsteht für ihn kein Erfüllungsrisiko. Bei den Mahlweizenfutures an der Euronext stehen beispielsweise 50 t einer definierten Qualität hinter dem Kontrakt. Es werden die Termine Januar, März, Mai, September und November gehandelt immer acht Termine gleichzeitig. Bereits jetzt kann man Weizen für die Lieferung Januar 2010 kaufen oder verkaufen. Der Verkaufsbetrieb nutzt dies für seine Preiskalkulation, um auf dem Papier seine Ware (zum Beispiel Weizen) auf Termin dann zu verkaufen, wenn die Preise für ihn einen wirtschaftlichen Deckungsbeitrag aufweisen und keine physischen Marktpartner als Käufer zur Verfügung stehen. Bei einem reellen Verkauf der Ware am physischen Markt wird das Papiergeschäft glattgestellt, der Weizen, der auf dem Papier verkauft wurde, wird also gekauft. Die Preisdifferenz zwischen Verkauf und Einkauf am Warenterminmarkt ist bei fallenden Märkten der Gewinn für den Marktfruchtbetrieb. Mit diesem Gewinn können die am Kassamarkt niedrigeren Preise ausgeglichen werden. Dies nennt man hedgen (englisch: sichern). Der Landwirt hat somit unabhängig von aktuellen Käufern am physischen Markt einen zusätzlichen Marktpartner. In Übersicht 1 ist ein Beispiel für eine Verkaufsmenge von 200 t dargestellt. Kosten für den Broker

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