Kurze Momente zum Verkaufen

Weizen: Der Getreidemarkt ist voll mit Ware. Das ist bekannt. Umso wichtiger ist es, die kurzen Zeiträume, in denen ein paar Euro mehr drin sind, mitzubekommen und zum Verkauf zu nutzen. Oder Instrumente nutzen, die gute Preise sicherstellen.

Alle Getreidemarktmeldungen,die es gut mit den Landwirten meinen, haben derzeit eines gemeinsam: Sie nennen die leisesten Anzeichen irgendeiner Verbesserung. Hier ein Kleiner ,,Ausschlag´´ oder eine ,,Prämie”, dort eine winzige Möglichkeit zum ,,Geldverdienen”. Es geht um wenige Euro je Tonne und nicht je Doppelzentner, es sind die ganz kleinen Brötchen, die momentan gebacken werden. Aber es hilft nichts, wir sind gefangen in der Riesenmenge an Getreide der letzten vier Ernten. Die Ackerbauern rings um den Globus kommen mit den Anbaubedingungen offenbar sehr gut zurecht und es scheint auch das Kapital für die Betriebsmittel nicht zu fehlen. Russland kommt 25 fahre nach Ende der Sowjetunion richtig in Fahrt und übernimmt den Welthandel nicht nur in einzelnen Jahren, sondern offenbar über längere Zeiträume hinweg. Zwar wächst die Weltbevölkerung und mit für der Verbrauch, doch die Produktion bleibt keineswegs dahinter zurück.

In dieser Situation gilt es, sich zu besinnen, wo die Stärken und Schwä­chen liegen. Der deutsche Ackerbau schafft Hektarerträge wie nirgendwo sonst und er kann in den meisten Jah­ren ganz hervorragende Weizenqua­litäten ernten. Das ist eine Stärke. Sie sollten wir unbedingt erhalten. Es gilt auch unter dem Regime einer neuen Düngeverordnung, die Qualitätswei­zenproduktion zu erhalten. Qualität wird in Zukunft den Unterschied an den Weltmärkten machen und im­mer wieder Chancen bieten. Eine Schwäche könnte darin liegen, dass viele Landwirte mit den moder­nen Vermarktungs-Instrumenten zu wenig vertraut sind. Eine Niedrig­ preisphase wie jetzt sollte auch da­ für dienen, sich darin weiterzubilden. Denn das Geschäft des Ackerbauern ist nicht nur, viele gute Ackerfrüchte zu ernten, er muss sie auch gut verkaufen können. Hoffentlich bald wie­ der in Zeiten, wo mehr als ein paar dürre Euro drin sind.

Es gibt sie immer wieder: ,,gute” Preise. Aber nicht immer und nicht für jeden. Und nicht jeder gute Preis ist für jeden ein guter Preis. Was womöglich etwas verwir­rend klingt, lässt sich durchaus ent­ wirren und erklären. Stefanie Strebei hat das beim KWS-Ackerbauforum im mittelfränkischen Herrieden für die rund 150 Teilnehmer getan.

Strebel stammt selbst von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Mit­telfranken, hat aber nach dem Stu­dium in Triesdorf gemeinsam mit einem Kompagnon die KS Ag­rar GmbH gegründet. Als Brokerin sind die Warenterminbörsen und der weltweite Agrarhandel ihr Ge­schäftsfeld. Wer die Getreidemärkte durchleuchten will, kommt, so sagt sie, nicht um den globalen Blick herum.

Die Meinungsführerschaft rund um Angebot und Nachfrage hat derzeit das US-Landwirtschaftsministerium, kurz USDA’ inne. Zwar versucht die EU mit ihrem Prognosedienst MARS ein eigenes System zu installieren, doch noch hält der internationale Handel dann ,,die Luft an”, wenn das USDA seinen Bericht veröffentlicht. Das ist immer Mitte jeden Monats der Fall.

Was derzeit den europäischen Weizenpreis stützt, ist aber eine Sache, die in keiner Mengenschätzung zu finden ist der schwache Euro. Bis Mitte 2016 lagen die US-Getreidepreise und die europäischen Preise fast deckungsgleich übereinander (siehe Grafik). Doch dann gab der Euro nach und verschaffte dem europäischen Weizen bei den internationalen Geschäften, die in US-Dollar abgerechnet werden, einen Vorteil. Seitdem klafft zwischen den europäischen Börsenpreisen und den Preisen an der Chicagoer CBoT eine Lücke von 25 bis 35 €/t.

Was genau ist der gute Preis?

Doch in diesem Vermarktungs­jahr werden die Preise keinesfalls noch in den Himmel wachsen. Es gibt schlicht und einfach zu viel Getreide und es kommt andauernd neue Ware hinzu. Australien hat gerade eine her­ vorragende Ernte eingebracht, die Südamerikaner haben gerade ange­fangen, Getreide zu dreschen.

International fallen die in Europa fehlenden rund 15 Mio. t (zu einem üblichen Jahr) kaum ins Gewicht. Es gibt übrigens auch in Europa der­ zeit Gewinner: Es ist Rumänien. Die dortigen Händler verschiffen die gute Weizenernte der rumänischen Bau­ern über das Schwarze Meer und konnten bis jetzt schon mehr Weizen exportieren als im gesamten letzten Wirtschaftsjahr. Das ist auch einer der Gründe, warum das Exportziel der EU, wie Strebei sagte, heuer „lo­cker erreicht wird”. Sie erinnerte an die”Kernkompetenz” des deutschen und vor allem auch bayerischen Ackerbaus: der Qualitätsweizen, der auch auf den Exportmärkten immer geschätzt sei. In diesem Zug übte sie Kritik an der bevorstehenden Dünge­ verordnung und an der Debatte, die bislang dazu geführt wurde.

Der Blick auf die Preiskurve des Weizens (siehe Grafik) im vergan­ genen Jahr zeigt Spitzen und Täler. Deutlich ist im Nachhinein abzu­lesen, wann günstige(re) Verkaufs­ momente gewesen wären. Doch was heißt günstig, wann ist ein Preis ein guter Preis für einen Ackerbauern? Dafür gibt es laut Stefanie Strebel eigentlich nur eine Möglichkeit, die Antwort zu finden: Man muss seine Kosten kennen.

Der Ackerbauer muss wissen, wieviel der Doppelzentner Weizen ihn selbst gekostet hat. Dazu kommt er nicht umhin, seine Vollkosten zu kalkulieren. Das Ziel sollte dann sein, die Vollkosten (ohne dass die EU Flächenprämie abgezogen ist) über den Weizenpreis erstattet zu bekommen. Die Flächenprämie wäre in diesem Fall der Unternehmensgewinn. Wird die Flächenprämie in der Vollkostenkalkulation bereits berücksichtigt und sind selbst dann die Kosten nicht zu decken, bleibt die Arbeit des Betriebsleiters ohne Lohn.

Mit Strategie das Vermarkten angehen

Diese Rechnung wird derzeit viele ernüchtern, doch sie ist nicht zu ersetzen, wenn der Blick in die Zu­kunft gerichtet werden soll. Nur mit dem Wissen über die eigenen Kos­ten können die Instrumente genutzt werden, mit denen die Chancen auf den Zukunftsmärkten aufgedeckt werden können. Denn eines ist klar: Eine Marktbetrachtung wie oben an­ gestellt hilft nur für einen begrenz­ten Zeitraum von vielleicht zwei Wo­chen, um den Marktverlauf erahnen zu können. Doch landwirtschaftli­che Unternehmer haben noch mehr Möglichkeiten, um strategisch zu vermarkten, wie dies Stefanie Stre­bel nennt. Zum einen ist dies

  • der klassische Vertragsanbau zu vorher vereinbarten Festpreisen,
  • Prämienkontrakte aufMatif-Basis,
  • die Preisabsicherung rein an der Matifund ·
  • Mindestpreismodelle auf Options­ basis

Bei einem Prämienkontrakt vereinbart der Ackerbauer mit seinem Landhändler eine Prämie, etwa Matifpreis minus 15 €. Zu einem späteren Zeitpunkt fixiert der Landwirt den hoffentlich dann günstigen Matifkurs. Damit ist der Wert der Ware festgelegt. Nach der Ernte liefert der Landwirt die Ware bei seinem Erfasser ab. Die Vorteile für den Landwirt sind, dass er zum einen an den Warenterminbörsen mitmacht, zugleich hat er einen transparenten Preis mit dem sich kalkulieren lässt. Es bleibt das Risiko der physischen Erfüllung und es gibt solche Prämienkontrakte nicht bei allen Kulturen.

Beim Handel an den Warenterminbörsen kauft der Landwirt Futures, wenn er einen guten Preis wittert. Fällt bis zum Verkaufszeitpunkt seiner Ware der Preis am Kassamarkt, kann er mit dem zeitgleichen Verkauf der Futures die Differenz ausgleichen. Steigt der Preis am Kassamarkt, ziehen zwar die Futures den Erlös nach unten, der Landwirt erhält aber insgesamt jenen Preis, der ihm beim Kauf der Futures schon einmal als ausreichend erschien. Hier ist offensichtlich, wie wichtig es ist, seine Kosten zu kennen, um einen gewinnbringenden Preis erkennen zu können. Beim Handeln an Warenterminbörsen entsteht das Risiko, während der Laufzeit Geld ,,nachschießen” zu müssen. Das kann Liquiditätsprobleme schaffen.

Mindestpreismodelle, sogenannte Optionen, sind Prämienkontrakte mit einer Absicherung gegen Kursverluste und dem Versprechen, bei Kursanstiegen beteiligt zu sein. Die Absicherung, mit seinen Preisen nicht unter einen bestimmten Wert zu fallen, kostet allerdings eine Art von Versicherungsprämie (etwa in Höhe von 10 €/t auf den aktuellen Börsenkurs). Beim Landhandel gibt es bereits solche Mindestpreismodelle, etwa die Landes-Angebote der BayWa. Es gibt aber auch die Möglichkeit, direkt an den Warenterminbörsen solche Optionsgeschäfte zu tätigen. Der Blick auf die Kursverläufe der Warenterminbörsen, bei uns in erster Linie die Matif/Euronext in Paris, helfen aber auch die kommenden Preise einzuschätzen. Derzeit kostet der Dezemberweizen an der Matif um 155 Euro/t. Das ist, vor allem wenn die Abzüge für den Verkauf vor Ort berücksichtigt sind, wenig berauschend. Kaum ein bayerischer Ackerbauer wird damit seine Kosten voll decken können. Doch es gibt immer wieder kurze Momente, wo die Preise nach oben gehen. Diese lassen sich über die oben genannten Modelle sozusagen mitnehmen. Zumindest Teilmengen können so abgesichert werden. Zum Beispiel hat der letzte USDA-Bericht eine historisch niedrige Weizenfläche in den USA genannt, worauf die Börsenkurse nach oben gingen. ,,Das sind die Momente, um ans Vermarkten zu denken”, sagte dazu Stefanie Strebel. Allerdings wiederum natürlich nur dann, wenn dieser Preis auch die eigenen Kosten decken kann. Das ist dann ein guter Preis. Allerdings nicht für den Nachbarn, nämlich dann, wenn dieser höhere variable Kosten in seiner Rechnung stehen hat (Wolfgang Piller).

Niedrigwasser behindert Transporte

Getreide: Seitwärtsbewegung in Paris und leichter Kursanstieg in Chicago

Der Getreide- und Dünger- transport auf den deutschen Binnengewässern steht durch das Niedrigwasser auf vielen Flüssen vor einer großen Herausforderung. Elbe, Donau, Main und Rhein melden sehr niedrige Pegelstände. Binnenfrachtschiffe können nur noch einen Teil des zulässigen Ladegewichts aufnehmen. Dies verteuert die Frachtraten. Frachtraum ist derzeit knapp und teuer.

Zusätzlich erschwert der Eisgang den Schiffsverkehr. So behindert das Eis die Schiffe in weiten Teilen auf Elbe und Oder, Main-Donau-Kanal, Main und Donau oder macht sie sogar vollends unbefahrbar. Auch in Serbien, Bulgarien und Rumänien ist der Schiffsverkehr auf der Donau durch die Regierungsbehörden verboten worden. Die eingeschränkte Schiffbarkeit verteuert die Versorgung der Verbrauchsregionen in Westdeutschland. Der Wechsel auf Lkw-Frachten bei frachtfernen Regionen wird häufig zu teuer. Damit werden Ersatzlieferungen z. T. aus frachtnahen Regionen notwendig. Durch den starken Frost in der Schwarzmeerregion wird über logistische Probleme in den dortigen Häfen spekuliert. Durch Stürme ist es bereits Anfang Januar zur Schließung von Häfen in Bulgarien und Rumänien gekommen.

Dies könnte zur Erfüllung von Exportkontralcten zu Ersatzlieferungen aus Westeuropa führen und damit zu Preissteigerungen in Deutschland und Frankreich. Aktuell sind die Temperaturen in der Schwarzmeerregion mit 0 bis -50C allerdings sehr mild. Auch die Wintersaaten sind vielerorts in Osteuropa vom Schnee geschützt.

Zuschläge gibt es nur einige Stunden lang

In Paris bewegte sich der Kurs für den Märzweizen zu Jahresbe­ginn zwischen 168 und 171 €/t seit­ warts. Logistische Probleme fuh­ren zu kurzfristigen Preiszuschlagen bei Händlern und Verarbeitern, die Versorgungsengpass haben. Die­se Zuschläge liegen regional bei 2 – 4 €/t und gelten häufig nur fur wenige Stunden. Nur Händler, die noch zwingend einen Ergänzungsbedarf haben, bieten höhere Preise an. In dieser Situation gilt es: ,,Das Ja-Sa­gen nicht zu vergessen!” Marktstützend wird sich auch die Anhebung der EU-Exporterwartung im USDA-Januarbericht um 500.000 t auf 25,5 Mio. t auswirken. Die Vorräte in der EU-28 sollen laut USDA in die­sem Jahr um 4 Mio. t auf das niedrige Niveau von 2013/14 in Höhe von 10 Mio. t fallen. Besonders in Westeuro­pa werden die Vorräte sinken.

Sehr wenig Weizen in den USA ausgesät

Der letzte USDA-Bericht hat die US-Weizenvorrate zum 31. Mai um eine Mio. t auf 32 Mio. t erhöht. Dies entspricht ca. 50 % der letztjahrigen US-Ernte. Trotz dieser sehr kom­fortablen Marktversorgung sind die Kurse in Chicago nach dem Kurs­ tief Anfang Dezember um 20 $/t auf 156 $/t (146 €/t) gestiegen. Der US­ Weizen erholt sich vom Kurstief des letzten Jahres.

Aufgrund der weltweit sehr guten Versorgungslage und der hohen US­ Vorrate ist die Entwicklung schwer verstandlich, da ein Anstieg der US­ Preise die Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt stark einschränkt. Beflügelt wurde der US-Markt durch die Veröffentlichung der Aussaatfläche für Winterweizen. Sie soll gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Mio. ha (10 %) gesunken sein. Dies ware die nied­rigste Aussaatfläche seit 1909. Sie soll gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Mio. ha (10 %) gesunken sein. Dies ware die nied­rigste Aussaatfläche seit 1909.

FolgendeSchlussfolgerungen für die Vermarktung ergeben sich: Zu Beginn der zweiten Hälfte der Vermarktungssaison zeigen sich positive Signale für die kommenden Monate. Die Versorgungslage am Weltmarkt lässt zwar keine großen Preissprünge erwarten, allerdings ist die Versorgung vor Ort eine Frage der regionalen Vorräte und der Logistik. Gewinner können Anbieter frachtnaher Ware sein. Landwirte sollten Marktphasen mit kurzfristigen Preissteigerungen für die Vermarktung von Teilmengen nutzen. Darüber hinaus lassen die zunehmenden Preisprämien für Qualitätsweizen am Weltmarkt bei einem knappen weltweiten Angebot von Spitzenqualitäten erwarten, dass die Nachfrage nach A- und E-Qualitäten aus Deutschland weiter zunehmen wird. Dies könnte bis in die
Überschussregionen Süd- und Südostdeutschlands ausstrahlen (Prof. Dr. Reimer Mohr).

Palmöl ist in Verruf- offenbar nicht zu Unrecht

Palmöl kommt aus klassischer Plantagenwirtschaft, für die tropischer Regenwald weichen musste. Das ist der Hauptgrund für den zweifelhaften Ruf dieses weltweit wichtigsten PflanzenöIs. ,,Ökologisch hochsensible Gebiete mit hoher Biodiversität weichen Ölplantagen, die alles andere als nachhaltig sind” -diese Einschätzung machte der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreichs Franz Reisecker öffentlich und warb zugleich für den heimischen Rohstoff Raps.

Die Lebensmittelindustrie verwendet Palmöl gerne, weil es leicht zu verarbeiten ist und kostengünstig hergestellt werden kann. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gehört das Palmfett mit rund 50 % gesättigten Fettsäuren aber nicht zu den empfehlenswerten Fetten. Rapsöl ist sehr viel ausgewogener. Seit 2014 müssen laut EU-Verordnung auch Pflanzenfette bei Lebensmitteln detaillierter ausgewiesen werden. Für den Konsumenten ist ersichtlich, ob es sich um PalmöI, Sojaöl oder Kokosfett handelt. Palmöl wird auch in der Kosmetik, in Waschmitteln, für Kerzen und in der B-iodieselerzeugung eingesetzt.

Die Ölpalme ist eine typische tropische Pflanze. 85% aller Plantagen stehen in Indonesien und Malaysia. Beide Länder haben in den letzten Jahren die Produktion massiv ausgeweitet und gedenken, dies weiterhin zu tun. Palmöl ist das meistverwendete Pflanzenöl – der aktuelle Verbrauch weltweit beträgt 65 Mio. t pro Jahr. In den letzten zehn Jahren wurde die Produktion um 50% ausgeweitet. Auch in der EU wird sehr viel Palmöl verbraucht. Zuletzt war Palmöl mit 7,2 Mio. t das zweitmeist konsumierte pflanzliche Öl in der EU. Lediglich Rapsöl liegt mit 9,5 Mio. t Verbrauch vor Palmöl.

Nachhaltigkeit fehlt

Die Diskussionen um Palmöl – vor allem die ökologischen und sozialen Probleme rund um die Palmölerzeugung sind nicht neu. Einige Ziele des WWF-Nachhaltigkeitszertifikats RSPO werden bis dato nicht annähernd realisiert:

  • Einhaltung von Gesetzen – rechtmäßige Nutzung von Anbauflächen.
  • Bekenntnis zu langfristiger wirtschaftlicher Tragfähigkeit.
  • Anwendung angemessener, bewährter und vorbildlicher Methoden durch anbauende Betriebe und Mühlen, zum Beispiel langfristige Wahrung der Bodenfruchtbarkeit und Erosionsvermeidung.
  • Verantwortung gegenüber der Umwelt und Wahrung der natürlichen Ressourcen und der Biodiversität.
  • Verantwortliche Berücksichtigung der Angestellten und betroffener Individuen und Gemeinden

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Broker reagieren auf den fallenden Weizenpreis an der Börse. HRW-Weizen US-Mais Futures-Märkte Internationale Getreiderat

Fallende Preise am Rohstoffmarkt: Eine Analyse

Die Preise für HRW-Weizen und US-Mais sind stark gefallen und haben ihre Tiefstände erreicht. Dieser Trend wird sowohl von den Futures-Märkten als auch von den aktuellen Erntebedingungen beeinflusst.

Bauern als Kaufleute und Spekulanten

Vortrag: Experte Lars Kuchenbuch erklärt, welche Risiken an der Warenterminbörse auf Landwirte lauern Münchberg– Mit Interesse und vielfach ungläubigem Staunen nahmen die etwa 200 Mitglie­der der Raiffeisen-Trocknungs­ genossenschaft Münchberg und  Umgebung den Vortrag „Warenterminbörse eine Möglichkeit der Preissicherung auch für Landwirte” von Lars Kuchenbuch auf. Der Ge­schäftsführer von KS-Agrar GmbH, bei der Deutschen Bank zum Finanzassistenten ausge­bildet, kennt dieses Metier ge­nau. Als Abwickler bei Soufflet Negoce S.A. in Frankreich, bei der CGB in Mount Vemon (USA) sowie als Telefonhändler bei Tenco an der größten Wa­renterminbörse der Welt, der Chicago Board of Trade (CBoT), kennt er alle Unwägbarkeiten bei diesem Geschäft genau. Fast rund um die Uhr wird an den Börsen- weltweit mit Weizen und Soja gehandelt. Allein in Chicago werden im Jahr 600 Millionen Kontrakte mit jeweils Hundert Tonnen pro Kontrakt gehandelt. Das er­rechnete Handels-volumen be­trägt hier 60 Milliarden Ton­nen, bei einer Weltproduktion von jährlich zwei Milliarden Tonnen Getreide und 400 Mil­lionen Tonnen Ölsaaten. ,,Dies bedeutet, dass die Welternte volumenmäßig 25 Mal gedreht wirdl”. Innerhalb eines Tages, so der Experte, gingen mehr als 1400 Meldungen aus dem Agrarbereich über den Ticker, viele von ihnen können zu Preisschwankungen führen. Gründe dafür seien die Freigabe der Märkte (weniger Staat, mehr Markt), die Zunahme der Produktivität in den ehemali­gen Oststaaten, Verschiebun­gen in der Angebots- und Nachfrage-Situation, geplanter Wegfall von Exporterstattungen, Veränderungen der lnter­ventionskriterien, die Nachfra­ge nach erneuerbaren Energien, Spekulationen von Marktteil­nehmern, Strukturveränderungen bei den landwirtschaftli­chen Betrieben, Investment­ banken als Anleger und nicht zuletzt die Wetterkapriolen, die in den vergangenen Jahren ständig zunahmen.  Dadurch, so der Referent weiter, seien auch die Marktpreise beein­ flusst worden. Am Beispiel des Brotweizens machte Kuchenbuch die Risiken für den Landwirt deutlich. In den vergangenen Jahren ha­be sich hier der Preis zwischen 100 und 120 Euro für eine Ton­ne bewegt. Bis Ende September stieg er auf 300 Euro an, um dann bis zum November wie­ der abzubröckeln. Die Meldung ,,in Argentinien könnten even­tuell Frostschäden zu Ernteaus­fällen führen” ließ den Kurs des Weizens wieder ansteigen. Des­halb müsse sich der Bauer fra­gen, ob er eventuell mJt 230 Euro verkauft, oder wartet, um dann eventuell mit 260 Euro verkaufen zu können und sich dann schließlich mit 180 Euro zufrieden geben müsse. ,,Der Bauer ist vom Tag des Saatgut­ kaufs bis zum Zeitpunkt des Verkaufs ein Spekulant”, so der Referent. Auch innerhalb der EU müs­se man sich jedes Jahr auf neue Warenströme einrichten. So hatten die Bauern in den neu­en Ländern befürchtet, dass die Polen mit ihrem EU-Beitritt ihren Markt mit Getreide über­ schwemmen würden, dann sei es aber ganz anders gekommen. ,,Die Polen kauften das Getrei­de in Deutschland.” Wie unberechenbar die Märkte seien, zei­ge die Tatsache, dass die USA dieses Jahr erstmals 25000 Tonnen EU-Weizen in Deutschland kauften. ,,So etwas hat es noch nie gegeben.” Der Landwirt müsse deshalb wie ein Kauf­mann denken, Preisrisiken ab­ sichern und das Gefühl für den richtigen Verkaufszeitpunkt ha­ben, sonst könne die Arbeit für ein ganzes Jahr umsonst gewe­sen sein.

Wackeln im Sturm

Wetterkapriolen und die Launen der Terminhändler lassen die Rendite einer Anlage in Agrarrohstoffe stark schwanken Wenn Anleger in Agrarrohstoffe investieren, liegen Freud und Leid oft nah beieinander. Wäh­rend der Preis für Zucker sich seit Jahres­anfang verdoppelt hat, sind Mais und Weizen nach zwischenzeitlichen Preis­ anstiegen rund 20 Prozent ins Minus ge­rutscht. Ungewöhnlich ist das nicht, die Preise für Agrarrohstoffe schwanken stärker als etwa Aktienkurse. Beispiel Mais: Bauern in den USA haben in die­sem Jahr offensichtlich deutlich mehr Mais angebaut, als die Märkte erwartet hatten. Außerdem verspricht die Wetterlage bislang gute Ernteerträge. Deshalb der Preisrutsch. Das Blatt könnte sich allerdings schon bald wieder wenden: ,,Ein Kälteeinbruch in den USA im Sep­tember würde die Ernte dezimieren und die Preise entsprechend steigen lassen”, sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten empfehlen Anlageberater gern, Roh­stoffe als alternative Investments zu Aktien und Renten im Portfolio stärker zu gewichten. Gerade bei zunehmenden In­flationssorgen sollen Sachwerte das Vermögen vor Geldentwertung schützen. Neben klassischen Rohstoffinvestments wie Industriemetallen geraten dabei auch immer wieder Agrargüter ins Blickfeld. Dazu zählen Ausgangspflanzen für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais, Raps und Soja. Hinzu kommen Genuss­ mittel wie Kaffee, Kakao und Zucker. Wer sich solche Rohstoffe ins Portfolio legt, kauft sich damit allerdings einen nervenaufreibenden Inflationsschutz ein. Und selbst wenn er die Achterbahn fahrt der Agrarpreise über längere Zeit durchhält, wird er nicht automatisch be­lohnt. Anleger, die etwa zu Beginn des neuen Jahrtausends in einen Korb aus Agrarrohstoffen investiert haben, liegen heute mit rund 30 Prozent im Minus. Wer zwei Jahre später eingestiegen ist, schreibt immerhin eine schwarze Null. Im selben Zeitraum haben die Preise von Industriemetallen um fast 200 Pro­zent zugelegt. ,,Dafür war vor allem der Strukturwandel in China verantwort­lich”, sagt Fritsch. Ähnliche strategische Szenarien entwerfen Anlageberater auch für die Agrarrohstoffe: Ein Anstieg der Weltbevölkerung bei gleichzeitig be­grenzten Anbauflächen könnte die Preise für Agrarrohstoffe steigen lassen. Hinzu käme ein wachsender Lebensstandard in den Schwellenländern mit einem größe­ren Bedarf an landwirtschaftsintensiven Produkten wie Fleisch und Milch. ,,Bis­ lang haben solche Entwicklungen die Preise auf den Agrarmärkten aber nicht nachhaltig steigen lassen. Daran dürfte sich kurzfristig auch nichts ändern”, sagt Martin Rares, Analyst beim Agrarmakler KS Agrar (siehe Interview). Von Fortschritten in der Produktions­ technologie können Anleger profitieren, wenn sie zum Beispiel Agrarfonds kau­fen. Denn diese investieren meist nicht in die Rohstoffe, sondern in Unterneh­men der Nahrungsmittelproduktion. Ge­rade diese könnten vom wachsenden Nahrungsmittelbedarf profitieren. So beteiligt sich der Fonds Invest Global Agribusiness der Deutsche-Bank Tochter DWS weltweit an Unternehmen, die zum Beispiel Saatgut oder Düngermittel herstellen: ,,Wir investieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agrarmarkts”, sagt Fondsmanager Ralf Oberbannscheidt. Dazu zählen für ihn auch Hersteller von Bewässerungsanlagen oder Nahrungsmittelhändler: ,,Wir setzen dabei weltweit auf Unternehmen, die daran arbeiten, Ineffizienzen in der Nahrungsmittelproduktion abzubauen”, so Oberbannscheidt. Im vergangenen Jahr hat der Fonds kräftig Federn lassen müssen, dafür liegt er seit Jahresanfang dank gut gelaufener Blue Chips mit 50 Prozent im Plus. Schließlich bieten auch Aktien einen guten Inflationsschutz. Interview: Saisonverlauf entscheider FTD: Herr Hares, Anleger kennen die Argumentation:Weltbevölkerung und Fleischkonsum wachsen, die Erde bietet nur begrenzten Platz, deshalb werden die Preise für Agrarrohstoffe langfristig steigen. Warum sehen wir davon nichts? Martin Hares: Wegen der steigenden Nachfrage weiten Bauern weltweit ihre Produktion aus, gleichzeitig werden die Anbaumethoden effi-zienter. Gerade in den Schwellen­ ländern schlummern noch deutli­che Reserven. Es ist denkbar, dass die Landwirtschaft die Weltbevöl­kerung eines Tages nicht mehr ernähren kann, absehbar ist eine solche Entwicklung für die kommenden Jahre aber nicht. FTD Zuletzt haben die Preise deutlich nachgegeben, Anfang 2008 gab es Rekordpreise zum Beispiel bei Getreide. Wie kommt es zu solchen Preissprüngen? Hares Agrarmärkte funktionieren allein nach saisonalen Gesichtspunkten. In Abhängigkeit von den Preisen der Vorsaison entscheiden die Landwirte, wovon sie wie viel anbauen. Der Rest hängt von der Wetterlage ab. Längerfristige Prognosen zur Preisentwicklung sind deshalb absolut unmöglich. FTD ,,Gegessen wird immer”, so lautet eine populäre Anlegerregel. Ist die Preisentwicklung tatsächlich unabhängig von der Konjunktur-entwicklung? Hares Bei Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Getreideprodukten sicherlich. Dennoch passen die Menschen ihre Essgewohnheiten an. Sie kaufen zum Beispiel in schlechten Zeiten weniger teure Fleischprodukte. Das belegen weltweit rückläufige Produktionszahlen aus der Veredellungswirtschaft. Ein massives Engagement von Spekulanten und der abrupte Abzug von Kapital in der Krise haben die Konjunkturabhängigkeit noch verstärk. FTD Treibt denn der Biomasse Boom die Preise? Hares Kaum. Die Bedeutung der nachwachsenden Rohstoffe ist weltweit ehr nachrangig. Nur in den USA gibt es bislang einen nennenswerten Maisverbrauch für die Ethanolproduktion. Die anderen Industrienationen halten sich deutlich zurück, entsprechen gering ist der Einfluss der Biomasse auf die Agrarpreise. Daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Denn die Staaten werden andernfalls eingreifen, um Nahrungsmittel günstig zu halten.

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