Direkt oder über den Händler

Das Spektrum der Möglichkeiten, vom Geschehen an Warenterminmärkten zu profitieren, ist vielfältig. Neben der direkten Preisabsicherung über denTerminmarktbietet auch der Landhandel zunehmend Alternativen an.

In der Regel nutzen Landwirte Warenterminbörsen, um Preisinformationen einzuholen und um ihre Produktion gegen starke Preisschwankungen abzusichern. Letzteres können sie auf verschiedene Weise handhaben je nachdem, wie vertraut sie mit dem Börsengeschehen sind.

Direkt an die Börse

Wollen Landwirte direkt an der Börse handeln, müssen sie sich an einen Börsenmakler (Broker) wenden. Derzeit gibt es in Deutschland rund
zehn Telefonbroker, die sich auf den Agrarbereich spezialisiert haben. Nach entsprechenden Anmeldeformalitäten und Konteneröffnungen
wird die Börsenorder dann jeweils per Telefon an den Broker gegeben und von diesem in das Börsensystem. Der Broker kann bei der Orderstellung Tipps geben, weist darauf hin, wann Kontrakte auslaufen, und stellt meist auch regelmäßige Marktinformationen bereit.
Die Preisstruktur dieser Börsenmakler ist weitestgehend homogen. Ein Vergleich der Angebote kann sich aber durchaus lohnen. Je nach Umsatz besteht schon die Möglichkeit Rabatte und niedrigere Gebührensätze auszuhandeln. Eine andere Variante, direkt an die Börse zu
gehen, sind Online-Handelsplattformen. Hier wird über eine entsprechende Handelssoftware die Order direkt von den Landwirten eingegeben. Bei diesen Systemen stehen ganz klar die niedrigen Transaktionskosten im Vordergrund.

Entsprechend gering ist das zusätzliche Dienstleistungsangebot. Im alltäglichen Handel ist man meist auf sich alleine gestellt. Empfehlenswert sind diese Systeme nur für Landwirte die bereits über Börsenerfahrung verfügen und selbstständig mit den Börsengegebenheiten umgehen können und wollen. Für eine Preisabsicherung muss man nicht zwingend selbst an der Börse aktiv werden. Der Landhandel bietet inzwischen mehrere Modelle an, die für beide Seiten Vorteile ergeben. Für den Landwirt entfallen die Margin-Anforderungen und er muss kein Konto bei einem Broker unterhalten. Zudem entfällt der Handel um den Preis, da sich die Verträge an den Börsennotierungen orientieren. Der Landhändler kann sich frühzeitig den Weizen sichern, erhöht seine Planungssicherheit und kann dem Landwirt auch eine Vermarktungsmöglichkeit bieten, wenn der physische Markt dies nicht hergibt. Das ist möglich über EFP, Optionsmodell oder den Prämienkontrakt.

EFP – jeder sichert seinen Preis

Noch wenig bekannt, aber durchaus interessant ist ein EFP-Geschäft (Exchange of Futures for Physicals). Auch hier wird über die Basis ein Preis von den Notierungen der Euronext abgeleitet. Der Vorteil dieses Modells ist, dass beide Vertragsparteien unabhängig voneinander eine Preissicherung betreiben. Hierfür müsssen aber beide Vertragspartner an der Börse aktiv werden. Das EFP Geschäft umfasst immer eine Warenkomponente und eine Futureskomponente. Ein privatrechtlicher Vertrag wird geschlossen, der Qualität, Menge, Lieferort, Zeitpunkt und die Basis enthält. Vor Abschluss des EFP muss dieses Geschäft der Börse gemeldet werden.

Nehmen wir wieder das Weizenbeispiel (Abbildung 1). Beide Vertragspartner vereinbaren den gleichzeitigen Austausch von Terminkontrakten und physischer Ware im November Als Preis für die Ware wird dabei der zum Lieferzeitpunkt gültige Kurs des entsprechenden Warenterminkontraktes vereinbart. Nun können beide Parteien bis zum Lieferzeitpunkt einen für sich günstigen Preis an der Börse fixieren. Der Landwirt wird dies tun, wenn der Preis hoch und der Händler, wenn er niedrig ist. Geht es wie im vorherigen Beispiel um 200 t B-Weizen, würden Landwirt und Händler jeweils vier Kontrakte mit gleichem Termin an der Börse fixieren. Somit besitzt der Landwirt vier Short Positionen und der Händler vier Long-Positionen des gleichen Futures. Bei Ablauf des Geschäfts liefert der Landwirt den Weizen beim Landhändler ab und tauscht mit diesem die vier Warenterminkontrakte, sodass beider Positionen an der Börse glattgestellt sind. Somit hat das EFP-Geschäft den Vorteil, dass beide Parteien unabhängig voneinander einen für sich günstigen Preis sichern können. Sie reduzieren damit neben dem Preis-, Absatz- bzw. Bezugsrisiko auch das mit dem Futureshandel verbundene Basisrisiko. Da die Positionen der Vertragspartner außerhalb des Börsenhandels gegeneinander ausgetauscht werden, beseht auch keine Gefahr, dass nicht genügend Kontrakte zum Glattstellen der Position vorhanden sind.

Option sichert Mindestpreis

Optionsmodelle ermöglichen dem Landwirt sich einen Mindestpreis zu sichern. Mit Zahlung der Optionsprämie erwirbt der Landwirt das
Recht seine Ware zu einem vorher festgelegten Preis (Ausübungspreis) vermarkten zu können. Er hat aber nicht die Pflicht dies auch zu tun.
Somit hat sich der Landwirt gegen fallende Preise abgesichert und gleichzeitig die Option an steigenden Preisen zu partizipieren. Steigt der Preis während der Laufzeit über den Ausübungspreis, lässt er die Option verfallen und vermarktet zum aktuellen Tagespreis. Fällt der Preis unter den Ausübungspreis, macht der Landwirt von seinem Recht Gebrauch und der Landhändler muss ihm die Ware zum vereinbarten Preis abnehmen (Abbildung 2). Das Optionsgeschäft wird also in zwei Phasen abgewickelt.

Der erste Teilakt besteht aus dem Abschluss des Optionsvertrages und der Zahlung des Optionspreises. Macht der Optionskäufer von seinem Gestaltungsrecht Gebrauch, kommt es zu dem Handel. Derzeit liegen die Kosten für eine solche Option bei ca. 10 €/t liegen. Angeboten werden Verträge für Mais und Raps. Wie die Abbildung 3 zeigt, beschränkt sich das Risiko darauf, dass man seinen Raps entsprechend der Kosten der Option (hier 10 €/t) unter dem aktuellen Marktpreis vermarktet. Steigt jedoch der Börsenpreis über die Gewinnschwelle (fixierter Preis + Kosten = 320 €/t), partizipiert man von der Aufwärtsbewegung. Man kann die Option verfallen lassen und zum aktuellen Marktpreis vermarkten. Interessant ist dieses Modell vor allem dann, wenn man die erste Fixierung in Relation zu den Produktionskosten setzt. Deckt die erste Fixierung die Vollkosten, ist das Risiko einer verlustbehafteten Produktion deutlich minimiert.

Der Prämien- oder Basiskontrakt

Das gebräuchlichste Modell, als Landwirt die Börse zu nutzen, aber nicht direkt dort zu handeln, ist allerdings der sogenannte Prämienkontrakt, manche bezeichnen ihn auch als Basiskontrakt, weil die Basis hierbei eine wichtige Rolle spielt (siehe Kasten auf S. 25 und NL 5/2009, S. 21 ff.) Er funktioniert im Prinzip so: Beide Vertragspartner einigen sich auf den Lieferzeitpunkt, die Basis, die Qualität der Ware und auf das Zeitfenster, in dem der Landwirt den Preis fixieren kann. In der Praxis könnte das wie folgt aussehen: Ein Landwirt würde gerne 200 t B-Weizen vermarkten. Grundlage für die Preisfindung ist der November 2009-Termin für Mahlweizen an der Euronext. Beide Vertragsparteien einigen sich auf eine bestimmte Prämie (–15 €/t), die vom Börsenpreis abgezogen wird. Steht also der November kontrakt derzeit bei 160 €/t, würde sich daraus ein Verkaufspreis von 145 €/t für den Landwirt ableiten.

Weiterhin wird vereinbart, dass der Landwirt bis Mitte Oktober Zeit hat, den Preis zu fixieren. Steht beispielsweis Anfang Oktober der Kontrakt an der Euronext bei 180 €/t, würde der Landwirt fixieren und die Ware für 165 €/t verkaufen. Der Landhändler sichert sich dann über den Verkauf von vier Terminkontrakten (entspricht 200 t) bis zum vereinbarten Liefertermin im November gegen fallende Preise ab. Wichtig ist beim Prämienkontrakt, dass sich der Zeitpunkt der physischen Lieferung und der der Absicherung zugrunde liegende Terminkontrakt in etwa entsprechen. Der Vorteil dieses Vermarktungskonzeptes ist, dass physische Lieferung und Preisfindung voneinander abgekoppelt werden und das Zeitfenster der Vermarktung im Vergleich zum klassischen Vorvertrag länger geöffnet bleibt.

Die Basis realitätsnah aushandeln

Bei allen drei besprochenen Vermarktungsalternativen kommt der Basis eine entscheidende Bedeutung zu. Somit ist es wichtig, diese so realitätsnah wie möglich auszuhandeln. Des Weiteren besteht ein Erfüllungsrisiko. Um diesem zu entgehen, sollte nie die ganze Ernte im Vorfeld vermarktet werden. Mögliche Qualitätsabweichungen sollten im Vorfeld besprochen werden und Ab- oder Aufschläge mit in die Vertragsgestaltung einfließen.

Fazit: Es bleibt festzuhalten, dass diese Möglichkeiten zur Preisfixierung und -sicherung keine Allheilmittel gegen niedrige Preise bei Getreide und Ölsaaten darstellen. Man kann nur Preise sichern, die die Terminbörse auch tatsächlich hergibt. Wichtig ist aber, das sich der Handlungsspielraum bei der Vermarktung mit Hilfe dieser Instrumente deutlich erweitern lässt. Der Zeitraum der Preisfindung wird größer und flexibler und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein guter Preis gefunden werden kann.

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Bauern als Kaufleute und Spekulanten

Vortrag: Experte Lars Kuchenbuch erklärt, welche Risiken an der Warenterminbörse auf Landwirte lauern Münchberg– Mit Interesse und vielfach ungläubigem Staunen nahmen die etwa 200 Mitglie­der der Raiffeisen-Trocknungs­ genossenschaft Münchberg und  Umgebung den Vortrag „Warenterminbörse eine Möglichkeit der Preissicherung auch für Landwirte” von Lars Kuchenbuch auf. Der Ge­schäftsführer von KS-Agrar GmbH, bei der Deutschen Bank zum Finanzassistenten ausge­bildet, kennt dieses Metier ge­nau. Als Abwickler bei Soufflet Negoce S.A. in Frankreich, bei der CGB in Mount Vemon (USA) sowie als Telefonhändler bei Tenco an der größten Wa­renterminbörse der Welt, der Chicago Board of Trade (CBoT), kennt er alle Unwägbarkeiten bei diesem Geschäft genau. Fast rund um die Uhr wird an den Börsen- weltweit mit Weizen und Soja gehandelt. Allein in Chicago werden im Jahr 600 Millionen Kontrakte mit jeweils Hundert Tonnen pro Kontrakt gehandelt. Das er­rechnete Handels-volumen be­trägt hier 60 Milliarden Ton­nen, bei einer Weltproduktion von jährlich zwei Milliarden Tonnen Getreide und 400 Mil­lionen Tonnen Ölsaaten. ,,Dies bedeutet, dass die Welternte volumenmäßig 25 Mal gedreht wirdl”. Innerhalb eines Tages, so der Experte, gingen mehr als 1400 Meldungen aus dem Agrarbereich über den Ticker, viele von ihnen können zu Preisschwankungen führen. Gründe dafür seien die Freigabe der Märkte (weniger Staat, mehr Markt), die Zunahme der Produktivität in den ehemali­gen Oststaaten, Verschiebun­gen in der Angebots- und Nachfrage-Situation, geplanter Wegfall von Exporterstattungen, Veränderungen der lnter­ventionskriterien, die Nachfra­ge nach erneuerbaren Energien, Spekulationen von Marktteil­nehmern, Strukturveränderungen bei den landwirtschaftli­chen Betrieben, Investment­ banken als Anleger und nicht zuletzt die Wetterkapriolen, die in den vergangenen Jahren ständig zunahmen.  Dadurch, so der Referent weiter, seien auch die Marktpreise beein­ flusst worden. Am Beispiel des Brotweizens machte Kuchenbuch die Risiken für den Landwirt deutlich. In den vergangenen Jahren ha­be sich hier der Preis zwischen 100 und 120 Euro für eine Ton­ne bewegt. Bis Ende September stieg er auf 300 Euro an, um dann bis zum November wie­ der abzubröckeln. Die Meldung ,,in Argentinien könnten even­tuell Frostschäden zu Ernteaus­fällen führen” ließ den Kurs des Weizens wieder ansteigen. Des­halb müsse sich der Bauer fra­gen, ob er eventuell mJt 230 Euro verkauft, oder wartet, um dann eventuell mit 260 Euro verkaufen zu können und sich dann schließlich mit 180 Euro zufrieden geben müsse. ,,Der Bauer ist vom Tag des Saatgut­ kaufs bis zum Zeitpunkt des Verkaufs ein Spekulant”, so der Referent. Auch innerhalb der EU müs­se man sich jedes Jahr auf neue Warenströme einrichten. So hatten die Bauern in den neu­en Ländern befürchtet, dass die Polen mit ihrem EU-Beitritt ihren Markt mit Getreide über­ schwemmen würden, dann sei es aber ganz anders gekommen. ,,Die Polen kauften das Getrei­de in Deutschland.” Wie unberechenbar die Märkte seien, zei­ge die Tatsache, dass die USA dieses Jahr erstmals 25000 Tonnen EU-Weizen in Deutschland kauften. ,,So etwas hat es noch nie gegeben.” Der Landwirt müsse deshalb wie ein Kauf­mann denken, Preisrisiken ab­ sichern und das Gefühl für den richtigen Verkaufszeitpunkt ha­ben, sonst könne die Arbeit für ein ganzes Jahr umsonst gewe­sen sein.

Wackeln im Sturm

Wetterkapriolen und die Launen der Terminhändler lassen die Rendite einer Anlage in Agrarrohstoffe stark schwanken Wenn Anleger in Agrarrohstoffe investieren, liegen Freud und Leid oft nah beieinander. Wäh­rend der Preis für Zucker sich seit Jahres­anfang verdoppelt hat, sind Mais und Weizen nach zwischenzeitlichen Preis­ anstiegen rund 20 Prozent ins Minus ge­rutscht. Ungewöhnlich ist das nicht, die Preise für Agrarrohstoffe schwanken stärker als etwa Aktienkurse. Beispiel Mais: Bauern in den USA haben in die­sem Jahr offensichtlich deutlich mehr Mais angebaut, als die Märkte erwartet hatten. Außerdem verspricht die Wetterlage bislang gute Ernteerträge. Deshalb der Preisrutsch. Das Blatt könnte sich allerdings schon bald wieder wenden: ,,Ein Kälteeinbruch in den USA im Sep­tember würde die Ernte dezimieren und die Preise entsprechend steigen lassen”, sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten empfehlen Anlageberater gern, Roh­stoffe als alternative Investments zu Aktien und Renten im Portfolio stärker zu gewichten. Gerade bei zunehmenden In­flationssorgen sollen Sachwerte das Vermögen vor Geldentwertung schützen. Neben klassischen Rohstoffinvestments wie Industriemetallen geraten dabei auch immer wieder Agrargüter ins Blickfeld. Dazu zählen Ausgangspflanzen für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais, Raps und Soja. Hinzu kommen Genuss­ mittel wie Kaffee, Kakao und Zucker. Wer sich solche Rohstoffe ins Portfolio legt, kauft sich damit allerdings einen nervenaufreibenden Inflationsschutz ein. Und selbst wenn er die Achterbahn fahrt der Agrarpreise über längere Zeit durchhält, wird er nicht automatisch be­lohnt. Anleger, die etwa zu Beginn des neuen Jahrtausends in einen Korb aus Agrarrohstoffen investiert haben, liegen heute mit rund 30 Prozent im Minus. Wer zwei Jahre später eingestiegen ist, schreibt immerhin eine schwarze Null. Im selben Zeitraum haben die Preise von Industriemetallen um fast 200 Pro­zent zugelegt. ,,Dafür war vor allem der Strukturwandel in China verantwort­lich”, sagt Fritsch. Ähnliche strategische Szenarien entwerfen Anlageberater auch für die Agrarrohstoffe: Ein Anstieg der Weltbevölkerung bei gleichzeitig be­grenzten Anbauflächen könnte die Preise für Agrarrohstoffe steigen lassen. Hinzu käme ein wachsender Lebensstandard in den Schwellenländern mit einem größe­ren Bedarf an landwirtschaftsintensiven Produkten wie Fleisch und Milch. ,,Bis­ lang haben solche Entwicklungen die Preise auf den Agrarmärkten aber nicht nachhaltig steigen lassen. Daran dürfte sich kurzfristig auch nichts ändern”, sagt Martin Rares, Analyst beim Agrarmakler KS Agrar (siehe Interview). Von Fortschritten in der Produktions­ technologie können Anleger profitieren, wenn sie zum Beispiel Agrarfonds kau­fen. Denn diese investieren meist nicht in die Rohstoffe, sondern in Unterneh­men der Nahrungsmittelproduktion. Ge­rade diese könnten vom wachsenden Nahrungsmittelbedarf profitieren. So beteiligt sich der Fonds Invest Global Agribusiness der Deutsche-Bank Tochter DWS weltweit an Unternehmen, die zum Beispiel Saatgut oder Düngermittel herstellen: ,,Wir investieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agrarmarkts”, sagt Fondsmanager Ralf Oberbannscheidt. Dazu zählen für ihn auch Hersteller von Bewässerungsanlagen oder Nahrungsmittelhändler: ,,Wir setzen dabei weltweit auf Unternehmen, die daran arbeiten, Ineffizienzen in der Nahrungsmittelproduktion abzubauen”, so Oberbannscheidt. Im vergangenen Jahr hat der Fonds kräftig Federn lassen müssen, dafür liegt er seit Jahresanfang dank gut gelaufener Blue Chips mit 50 Prozent im Plus. Schließlich bieten auch Aktien einen guten Inflationsschutz. Interview: Saisonverlauf entscheider FTD: Herr Hares, Anleger kennen die Argumentation:Weltbevölkerung und Fleischkonsum wachsen, die Erde bietet nur begrenzten Platz, deshalb werden die Preise für Agrarrohstoffe langfristig steigen. Warum sehen wir davon nichts? Martin Hares: Wegen der steigenden Nachfrage weiten Bauern weltweit ihre Produktion aus, gleichzeitig werden die Anbaumethoden effi-zienter. Gerade in den Schwellen­ ländern schlummern noch deutli­che Reserven. Es ist denkbar, dass die Landwirtschaft die Weltbevöl­kerung eines Tages nicht mehr ernähren kann, absehbar ist eine solche Entwicklung für die kommenden Jahre aber nicht. FTD Zuletzt haben die Preise deutlich nachgegeben, Anfang 2008 gab es Rekordpreise zum Beispiel bei Getreide. Wie kommt es zu solchen Preissprüngen? Hares Agrarmärkte funktionieren allein nach saisonalen Gesichtspunkten. In Abhängigkeit von den Preisen der Vorsaison entscheiden die Landwirte, wovon sie wie viel anbauen. Der Rest hängt von der Wetterlage ab. Längerfristige Prognosen zur Preisentwicklung sind deshalb absolut unmöglich. FTD ,,Gegessen wird immer”, so lautet eine populäre Anlegerregel. Ist die Preisentwicklung tatsächlich unabhängig von der Konjunktur-entwicklung? Hares Bei Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Getreideprodukten sicherlich. Dennoch passen die Menschen ihre Essgewohnheiten an. Sie kaufen zum Beispiel in schlechten Zeiten weniger teure Fleischprodukte. Das belegen weltweit rückläufige Produktionszahlen aus der Veredellungswirtschaft. Ein massives Engagement von Spekulanten und der abrupte Abzug von Kapital in der Krise haben die Konjunkturabhängigkeit noch verstärk. FTD Treibt denn der Biomasse Boom die Preise? Hares Kaum. Die Bedeutung der nachwachsenden Rohstoffe ist weltweit ehr nachrangig. Nur in den USA gibt es bislang einen nennenswerten Maisverbrauch für die Ethanolproduktion. Die anderen Industrienationen halten sich deutlich zurück, entsprechen gering ist der Einfluss der Biomasse auf die Agrarpreise. Daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Denn die Staaten werden andernfalls eingreifen, um Nahrungsmittel günstig zu halten.

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