Börsengeschäfte für Landwirte

VORTRAG Der Finanzexperte Lars Kuchenbuch gab beim 19. Landwirte-Forum der Sparkasse praktische Tipps, wie man für Agrarprodukte gute Preise erzielen kann.

Bamberg — „Sie alle kennen das Szenarium: Im Frühjahr säen Sie aus und im Sommer/Herbst wird für Ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse
abgerechnet. Stand der Preis im Frühjahr beispielsweise für Weizen noch bei 250 Euro pro Tonne, sank er im Herbst auf 150 Euro“, erläuterte Lars Kuchenbuch,Teilhaber der KS Agrar GmbH, im vollbesetzten Saal im Steuerungszentrum der Sparkasse Bamberg.

Freuten sich die Landwirte also Anfang des Jahres auf einen guten Preis, wurden sie am Ende durch denKurseinbruch, die Finanzkrise und das Auflösen spekulativer Käufe von Agrarrohstoffen bitter enttäuscht. Zwar könne man als Landwirt seine Ernte einlagern und hoffen, dass
die Preise im nächsten Jahr wieder steigen werden, dies sei aber ein risikoreiches Spekulieren, so Kuchenbuch. „Erstens fehlt Ihnen dann die notwendige Liquidität und zweitens ist es oft sehr unwahrscheinlich, dass die Preise auf den gewünschten Betrag steigen.“ Denn beim Spekulieren gegen den Markt ziehe man meist den kürzeren. Auch, so prognostizierte der Finanzexperte, würden die Preisschwankungen zukünftig auf dem Agrarmarkt noch deutlicher schwanken. Da mache es vielmehr Sinn seine Preise durch Warentermine an der Börse abzusichern. „An der Warenterminbörse können Sie beispielsweise schon jetzt Ihre kommende Getreideernte ganz oder teilweise auf den nächsten Herbst verkaufen“, schilderte Kuchenbuch. Diese Warenterminkontrakte, die so genannten Futures, hätten den Vorteil, dass sie den Landwirten Preistransparenz sowie durch ihre Preissicherung eine Kalkulationssicherheit bieten.

Aber diese Warentermingeschäfte hätten auch ihre Nachteile: So seien sie noch nicht bei allen Kulturen möglich. Auch hätten die Erzeuger bei einigen der börsennotierten Warentermine ein Erfüllungsrisiko. Das heißt, wenn die Ernte zum Beispiel durch Wetterkapriolen kleiner ausfällt, muss der Erzeuger seinen abgeschlossenen Vertrag erfüllen. Kann er die Menge nicht liefern, drohen dem Landwirt Vertragsstrafen oder er muss Deckungskäufe durchführen. Um solche Warentermingeschäfte durchführen zu können, bedarf es ferner einiger Voraussetzungen: So braucht man laut Kuchenbuch einen Broker, muss sich eine Börse wie Euronext suchen und dort ein Konto eröffnen.
„Auch muss die Ware, um an der Börse gehandelt zu werden, bestimmte Qualitätsparameter erfüllen“, sagte der Finanzexperte. Dennoch, so resümierte er, lohne es sich, über diese Warentermingeschäfte nachzudenken. Obwohl sie an der Börse gehandeltwerden, seien sie keine Spekulationen, sondern das genaue Gegenteil: eine Absicherung der Preisschwankungen.

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