Die Basis macht den Unterschied

Bis 2006 sorgten Intervention und Protektionismus der EU für eine relative Ausgeglichenheit am hiesigen Getreidemarkt. Dies hat sich grundlegend geändert, die Preise schwanken teilweise extrem. Warenterminmärkte bieten für Landwirte neben Informationen auch Möglichkeiten, die Schwankungen auszugleichen.

Die Einflüsse des Weltmarktes schlagen immer stärker auf den europäischen und deutschen Getreidemarkt durch. Die Preise schwanken stärker als früher. Die beiden vergangenen Jahre machten dies nur zu deutlich. Stürmten 2007 die Preise für Getreide noch von einem Hoch zum nächsten, kam 2008 die Ernüchterung. Die moderate Ernte 2007 und der Anstieg der Nachfrage führten zu einer weltweiten Verknappung des Angebots und zu niedrigen Endbeständen. Im Jahre 2008 drehte sich das Blatt. Eine Rekordernte in großen Teilen der Welt hinterlässt ein üppiges Angebot und wieder steigende Getreidebestände. Die enormen Preisausschläge an den Agrarmärkten oder wie es auch heißt, die hohe Volatilität der Getreidepreise – stellt die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen. Als eine Möglichkeit, die Preisschwankungen abzufedern, sind Warenterminbörsen wieder stärker im Gespräch. Landwirte halten sich jedoch – auch wegen der spekulativen Einflüsse auf die Börsen – hier oft noch sehr zurück. Deshalb soll gezeigt werden, dass Warenterminmärkte nicht trotz, sondern
gerade wegen der Spekulanten für Landwirte interessant sind.

Terminmärkte unterliegen vielfältigen Einflüssen

Die enormen Preissprünge an den Warenterminbörsen für Agrarrohstoffe sind zum Teil auch auf den Einfluss der Spekulanten zurückzuführen. Gerade im Zuge der Banken- und Finanzkrise wurde den Agrarbörsen massenhaft Liquidität entzogen und die Abwärtsbewegung zusätzlich angeheizt. Einzelne institutionelle Anleger spekulieren längst mit Volumen an den Terminmärkten die, wie beim Mais, der jährlichen Importmenge der EU entsprechen. Dieser Sachverhalt bringt aber auch einen entscheidenden Vorteil mit sich. Der Terminmarkt wird liquide. Das heißt, erst das Aufeinandertreffen möglichst vieler Marktteilnehmer mit unterschiedlichen Interessen sorgt für
einen reibungslosen Handelsablauf an der Warenterminbörse. Die Spekulanten bringen die Terminmärkte erst richtig zum laufen und sorgen dafür, dass jederzeit die Möglichkeit besteht einen Gegenüber zu finden, der die Gegenposition einnimmt. Der steigende Anteil an Bioenergie verzahnt die Terminmärkte immer stärker mit den gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen und den Kapitalmärkten. Durch die Produktion von Biodiesel und Bioethanol aus Mais oder Raps sind die Marktpreise wesentlich stärker an die Entwicklung der Rohölpreise gekoppelt. Dass die Nachfrage nach Bioenergie die alleinige Schuld am Preisanstieg bei Lebensmitteln trägt, ist allerdings genauso falsch, wie die Behauptung: Allein die Spekulanten sind für die mitunter enormen Schwankungen an den Terminmärkten verantwortlich.

Dennoch führte die Summe dieser Einflüsse zu einer Überhitzung der Preise im Jahre 2007. Abbildung 1 zeigt deutlich, wie sich in den letzten
beiden Jahren die Preise für Weizen stark nach oben bewegten und sich zeitweise von der weltweiten Angebot und Nachfragesituation
abkoppelten. Wesentlich bedeutender für die Preisentwicklung der letzten Jahre ist jedoch die Verschiebung der globalen Versorgungslage. Die weltweite Weizenernte 2008 war mit 680 Mio. Tonnen eine der größten Ernten überhaupt. Bei einer vergleichsweise konstanten Nachfrage baute sich dadurch ein enormer Druck auf die Märkte auf. Die Situation von 2007 kehrte sich ins Gegenteil.

Märkte sind eng verknüpft

Handel und Verarbeiter richten ihre Einkaufspreise schon lange an den Terminbörsen aus. Die Kursentwicklungen dort bilden die Grundlage
und sind Orientierung für den lokalen Kassamarkt. Allerdings kann man die Preise nicht 1 : 1 übernehmen. Der Ortskassapreis lässt sich über jeweils regional unterschiedliche Auf- und Abschläge – man bezeichnet diese als Basis – bestimmen. Diese Basis ist definiert als die Differenz zwischen Preis am Kassamarkt und dem korrespondierenden Futurekurs (Kurs des Terminkontraktes): Basis = Ortskassapreis minus Futurepreis Anhand des Weizenkontraktes lassen sich über die Basis zudem die Preise für die unterschiedlichen Qualitätsstufen während einer Erntesaison (A- , B-, E- und Futterweizen) ermitteln. Ein Beispiel von der wichtigsten europäischen Warenterminbörse, der EURONEXT
(ehemals MATIF ), an der Agrarfutures auf Mahlweizen, Raps und Körnermais gehandelt werden, soll die verdeutlichen: Beträgt der Abgabepreis für 11,5er B-W eizen frei Lager des Landhändlers 125 €/t und die EURONEXT notiert für den vordersten Termin mit 135 €/t, würde die lokale Basis minus 10 € betragen. Diese Basis ist aber nicht fix. Regionale Einflüsse lassen sie variieren. Beispielsweise schwankte die Basis für B-Weizen franko Hamburg im Jahre 2007 um rund 20 € je Tonne.

Die Abbildung 2 verdeutlicht diesen Zusammenhang Während die Preise für Mahlweizen an der EUR ONEXT und auf dem Kassamarkt in den letzten vier Jahren zwischen 110 €/t und 270 €/t schwankten, bewegte sich die Basis zwischen –10 € und +10 €. In den eng verknüpften Warentermin und Kassamärkten ist also eine Parallelentwicklung der Preise nicht zu jedem Zeitpunkt gegeben. Folglich bleibt auch bei der Preisabsicherung ein Restrisiko bestehen das Basisrisiko.

Warum schwankt die Basis?

Das bei einem Absicherungsgeschäft (Hedge) verbleibende Risiko besteht in der Praxis darin, dass eine negative Entwicklung des Weizenpreises nicht vollständig durch den Terminmarkt abgefangen wird. Es kann sich aber auch die Chance bieten, dass der Preisverfall am physischen Markt durch stärker fallende Börsenpreise überkompensiert wird. Das ist so, weil Terminmarkt und physischer Markt nicht immer den gleichen Einflüssen ausgesetzt sind. Beispielsweise können eine lokal verregnete Ernte und daraus resultierende Qualitätsverluste am regionalen Markt zu Preissteigerungen führen. Der Terminmarkt wird sich davon unbeeindruckt zeigen, sodass die regionale Basis steigt. Andererseits können aber auch die Börsenkurse – etwa angesichts einer pessimistischen Ernteschätzung durch das amerikanische Landwirtschaftministerium relativ schnell und stark ansteigen. Der physische Markt setzt dies möglicherweise nicht direkt um und reagiert erst verzögert. Die Basis würde also fallen. Im Gegensatz zum Kassamarkt werden an den Terminbörsen also überwiegend Erwartungen
bezüglich der künftigen Angebots- und Nachfragesituation gehandelt. Am Kassamarkt geht es dagegen um regionale Angebots- und
Nachfragekomponenten. Über die Laufzeit eines Terminkontraktes sind die Abweichungen zwischen Terminmarkt und Kassamarkt normal. Sie werden über die Basis abgefedert. Ein Unsicherheitsfaktor sind die Schwankungen der Basis. Trotzdem kann man in aller Regel Preissicherungen über den Terminmarkt als effizient bezeichnen. Denn das Basisrisiko ist wesentlich kleiner als das Preisänderungsrisiko
der ungesicherten Weizenposition.

Risikomanagement-Instrument

Die Terminmärkte besitzen für den physischen Markt eine gewisse Vorreiterrolle, sie reagieren schneller auf neue Markteinflüsse. Der Terminmarkt dient somit als recht effizienter Indikator für die weitere Entwicklung der lokalen Kassamärkte. Handel und Verarbeiter nutzen die EURONEXT schon heute als Ausgangspunkt für die Preisfindung am physischen Markt für Getreide und Ölsaaten. Die RMX (jetzt EUCOMEX ) in Hannover spiegelt zwar den deutschen Markt wesentlich besser wieder, hat aber gerade beim Weizen kaum eine Bedeutung. An dieser Börse sind im Getreidebereich einfach zu wenige Marktakteure aktiv. Eine genaue Marktbeobachtung wird für die Vermarktung der Ernte in Zukunft ebenso wichtig sein, wie die Produktion selbst. Die Warenterminmärkte bieten dafür einen guten Ansatz. Im Gegensatz zu den regionalen Kassamärkten geben sie jederzeit die Stimmungen und Erwartungen der Marktteilnehmer wieder. Zunehmend werden aber auch die Absicherungsmöglichkeiten an den Warenterminmärkten an Aktualität gewinnen. Nicht umsonst gelten in den USA Landwirte, die ihre Erzeugerpreise nicht über den Terminmarkt absichern, als Spekulanten. Aktives Risikomanagement gehört bei den meisten US- Landwirten zum Tagesgeschäft. Hierzulande haben erst wenige Landwirte die Bedeutung der Warenterminbörsen für das betriebliche Risikomanagement erkannt.

Fazit: Die weltweite Versorgungslage, staatliche Markteingriffe wie auch Spekulanten und Bioenergie beeinflussen auch künftig die Entwicklungen an den internationalen Agrarmärken. Nicht nur an den Getreidemärkten werden Berg und Talfahrten der Preise eher Normalität. Landwirte sollten deshalb Warenterminmärkte stärker für ihr Risikomanagement nutzen. Sie sind zum einen recht effiziente Indikatoren für die Preisentwicklung an den lokalen Kassamärkten. Zum anderen bieten sie die Möglichkeit Preisschwankungen abzufedern. Das verbleibende Basisrisiko ist wesentlich kleiner als das Preisänderungsrisiko.

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Bauern als Kaufleute und Spekulanten

Vortrag: Experte Lars Kuchenbuch erklärt, welche Risiken an der Warenterminbörse auf Landwirte lauern Münchberg– Mit Interesse und vielfach ungläubigem Staunen nahmen die etwa 200 Mitglie­der der Raiffeisen-Trocknungs­ genossenschaft Münchberg und  Umgebung den Vortrag „Warenterminbörse eine Möglichkeit der Preissicherung auch für Landwirte” von Lars Kuchenbuch auf. Der Ge­schäftsführer von KS-Agrar GmbH, bei der Deutschen Bank zum Finanzassistenten ausge­bildet, kennt dieses Metier ge­nau. Als Abwickler bei Soufflet Negoce S.A. in Frankreich, bei der CGB in Mount Vemon (USA) sowie als Telefonhändler bei Tenco an der größten Wa­renterminbörse der Welt, der Chicago Board of Trade (CBoT), kennt er alle Unwägbarkeiten bei diesem Geschäft genau. Fast rund um die Uhr wird an den Börsen- weltweit mit Weizen und Soja gehandelt. Allein in Chicago werden im Jahr 600 Millionen Kontrakte mit jeweils Hundert Tonnen pro Kontrakt gehandelt. Das er­rechnete Handels-volumen be­trägt hier 60 Milliarden Ton­nen, bei einer Weltproduktion von jährlich zwei Milliarden Tonnen Getreide und 400 Mil­lionen Tonnen Ölsaaten. ,,Dies bedeutet, dass die Welternte volumenmäßig 25 Mal gedreht wirdl”. Innerhalb eines Tages, so der Experte, gingen mehr als 1400 Meldungen aus dem Agrarbereich über den Ticker, viele von ihnen können zu Preisschwankungen führen. Gründe dafür seien die Freigabe der Märkte (weniger Staat, mehr Markt), die Zunahme der Produktivität in den ehemali­gen Oststaaten, Verschiebun­gen in der Angebots- und Nachfrage-Situation, geplanter Wegfall von Exporterstattungen, Veränderungen der lnter­ventionskriterien, die Nachfra­ge nach erneuerbaren Energien, Spekulationen von Marktteil­nehmern, Strukturveränderungen bei den landwirtschaftli­chen Betrieben, Investment­ banken als Anleger und nicht zuletzt die Wetterkapriolen, die in den vergangenen Jahren ständig zunahmen.  Dadurch, so der Referent weiter, seien auch die Marktpreise beein­ flusst worden. Am Beispiel des Brotweizens machte Kuchenbuch die Risiken für den Landwirt deutlich. In den vergangenen Jahren ha­be sich hier der Preis zwischen 100 und 120 Euro für eine Ton­ne bewegt. Bis Ende September stieg er auf 300 Euro an, um dann bis zum November wie­ der abzubröckeln. Die Meldung ,,in Argentinien könnten even­tuell Frostschäden zu Ernteaus­fällen führen” ließ den Kurs des Weizens wieder ansteigen. Des­halb müsse sich der Bauer fra­gen, ob er eventuell mJt 230 Euro verkauft, oder wartet, um dann eventuell mit 260 Euro verkaufen zu können und sich dann schließlich mit 180 Euro zufrieden geben müsse. ,,Der Bauer ist vom Tag des Saatgut­ kaufs bis zum Zeitpunkt des Verkaufs ein Spekulant”, so der Referent. Auch innerhalb der EU müs­se man sich jedes Jahr auf neue Warenströme einrichten. So hatten die Bauern in den neu­en Ländern befürchtet, dass die Polen mit ihrem EU-Beitritt ihren Markt mit Getreide über­ schwemmen würden, dann sei es aber ganz anders gekommen. ,,Die Polen kauften das Getrei­de in Deutschland.” Wie unberechenbar die Märkte seien, zei­ge die Tatsache, dass die USA dieses Jahr erstmals 25000 Tonnen EU-Weizen in Deutschland kauften. ,,So etwas hat es noch nie gegeben.” Der Landwirt müsse deshalb wie ein Kauf­mann denken, Preisrisiken ab­ sichern und das Gefühl für den richtigen Verkaufszeitpunkt ha­ben, sonst könne die Arbeit für ein ganzes Jahr umsonst gewe­sen sein.

Wackeln im Sturm

Wetterkapriolen und die Launen der Terminhändler lassen die Rendite einer Anlage in Agrarrohstoffe stark schwanken Wenn Anleger in Agrarrohstoffe investieren, liegen Freud und Leid oft nah beieinander. Wäh­rend der Preis für Zucker sich seit Jahres­anfang verdoppelt hat, sind Mais und Weizen nach zwischenzeitlichen Preis­ anstiegen rund 20 Prozent ins Minus ge­rutscht. Ungewöhnlich ist das nicht, die Preise für Agrarrohstoffe schwanken stärker als etwa Aktienkurse. Beispiel Mais: Bauern in den USA haben in die­sem Jahr offensichtlich deutlich mehr Mais angebaut, als die Märkte erwartet hatten. Außerdem verspricht die Wetterlage bislang gute Ernteerträge. Deshalb der Preisrutsch. Das Blatt könnte sich allerdings schon bald wieder wenden: ,,Ein Kälteeinbruch in den USA im Sep­tember würde die Ernte dezimieren und die Preise entsprechend steigen lassen”, sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten empfehlen Anlageberater gern, Roh­stoffe als alternative Investments zu Aktien und Renten im Portfolio stärker zu gewichten. Gerade bei zunehmenden In­flationssorgen sollen Sachwerte das Vermögen vor Geldentwertung schützen. Neben klassischen Rohstoffinvestments wie Industriemetallen geraten dabei auch immer wieder Agrargüter ins Blickfeld. Dazu zählen Ausgangspflanzen für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais, Raps und Soja. Hinzu kommen Genuss­ mittel wie Kaffee, Kakao und Zucker. Wer sich solche Rohstoffe ins Portfolio legt, kauft sich damit allerdings einen nervenaufreibenden Inflationsschutz ein. Und selbst wenn er die Achterbahn fahrt der Agrarpreise über längere Zeit durchhält, wird er nicht automatisch be­lohnt. Anleger, die etwa zu Beginn des neuen Jahrtausends in einen Korb aus Agrarrohstoffen investiert haben, liegen heute mit rund 30 Prozent im Minus. Wer zwei Jahre später eingestiegen ist, schreibt immerhin eine schwarze Null. Im selben Zeitraum haben die Preise von Industriemetallen um fast 200 Pro­zent zugelegt. ,,Dafür war vor allem der Strukturwandel in China verantwort­lich”, sagt Fritsch. Ähnliche strategische Szenarien entwerfen Anlageberater auch für die Agrarrohstoffe: Ein Anstieg der Weltbevölkerung bei gleichzeitig be­grenzten Anbauflächen könnte die Preise für Agrarrohstoffe steigen lassen. Hinzu käme ein wachsender Lebensstandard in den Schwellenländern mit einem größe­ren Bedarf an landwirtschaftsintensiven Produkten wie Fleisch und Milch. ,,Bis­ lang haben solche Entwicklungen die Preise auf den Agrarmärkten aber nicht nachhaltig steigen lassen. Daran dürfte sich kurzfristig auch nichts ändern”, sagt Martin Rares, Analyst beim Agrarmakler KS Agrar (siehe Interview). Von Fortschritten in der Produktions­ technologie können Anleger profitieren, wenn sie zum Beispiel Agrarfonds kau­fen. Denn diese investieren meist nicht in die Rohstoffe, sondern in Unterneh­men der Nahrungsmittelproduktion. Ge­rade diese könnten vom wachsenden Nahrungsmittelbedarf profitieren. So beteiligt sich der Fonds Invest Global Agribusiness der Deutsche-Bank Tochter DWS weltweit an Unternehmen, die zum Beispiel Saatgut oder Düngermittel herstellen: ,,Wir investieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agrarmarkts”, sagt Fondsmanager Ralf Oberbannscheidt. Dazu zählen für ihn auch Hersteller von Bewässerungsanlagen oder Nahrungsmittelhändler: ,,Wir setzen dabei weltweit auf Unternehmen, die daran arbeiten, Ineffizienzen in der Nahrungsmittelproduktion abzubauen”, so Oberbannscheidt. Im vergangenen Jahr hat der Fonds kräftig Federn lassen müssen, dafür liegt er seit Jahresanfang dank gut gelaufener Blue Chips mit 50 Prozent im Plus. Schließlich bieten auch Aktien einen guten Inflationsschutz. Interview: Saisonverlauf entscheider FTD: Herr Hares, Anleger kennen die Argumentation:Weltbevölkerung und Fleischkonsum wachsen, die Erde bietet nur begrenzten Platz, deshalb werden die Preise für Agrarrohstoffe langfristig steigen. Warum sehen wir davon nichts? Martin Hares: Wegen der steigenden Nachfrage weiten Bauern weltweit ihre Produktion aus, gleichzeitig werden die Anbaumethoden effi-zienter. Gerade in den Schwellen­ ländern schlummern noch deutli­che Reserven. Es ist denkbar, dass die Landwirtschaft die Weltbevöl­kerung eines Tages nicht mehr ernähren kann, absehbar ist eine solche Entwicklung für die kommenden Jahre aber nicht. FTD Zuletzt haben die Preise deutlich nachgegeben, Anfang 2008 gab es Rekordpreise zum Beispiel bei Getreide. Wie kommt es zu solchen Preissprüngen? Hares Agrarmärkte funktionieren allein nach saisonalen Gesichtspunkten. In Abhängigkeit von den Preisen der Vorsaison entscheiden die Landwirte, wovon sie wie viel anbauen. Der Rest hängt von der Wetterlage ab. Längerfristige Prognosen zur Preisentwicklung sind deshalb absolut unmöglich. FTD ,,Gegessen wird immer”, so lautet eine populäre Anlegerregel. Ist die Preisentwicklung tatsächlich unabhängig von der Konjunktur-entwicklung? Hares Bei Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Getreideprodukten sicherlich. Dennoch passen die Menschen ihre Essgewohnheiten an. Sie kaufen zum Beispiel in schlechten Zeiten weniger teure Fleischprodukte. Das belegen weltweit rückläufige Produktionszahlen aus der Veredellungswirtschaft. Ein massives Engagement von Spekulanten und der abrupte Abzug von Kapital in der Krise haben die Konjunkturabhängigkeit noch verstärk. FTD Treibt denn der Biomasse Boom die Preise? Hares Kaum. Die Bedeutung der nachwachsenden Rohstoffe ist weltweit ehr nachrangig. Nur in den USA gibt es bislang einen nennenswerten Maisverbrauch für die Ethanolproduktion. Die anderen Industrienationen halten sich deutlich zurück, entsprechen gering ist der Einfluss der Biomasse auf die Agrarpreise. Daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Denn die Staaten werden andernfalls eingreifen, um Nahrungsmittel günstig zu halten.

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