Prämien auf die Böse

Die Warenterminbörse als Werkzeug zur Preisfindung für Landwirte

Bis zur Ernte 2006 wurde der Getreidepreis in der Europäischen Union (EU) durch das staatliche Interventionssystem bestimmt. Heute bestimmen (Warentermin)Börsen die Getreidepreise in Baden-Württemberg, Deutschland und der übrigen EU. Wie sich aus den Börsenpreisen Erzeugerpreise ab- leiten lassen, beschreibt die Agraringe- nieurin Stefanie Strebel von der Mannhei- mer Maklerfirma KS-Agrar.

Seitdem sich die Verhältnisse umgekehrt haben und der Preis für Agrarrohstoffe stark gestiegen ist, wurden die staatlichen Regulierungsmechanismen außer Kraft gesetzt. So bildet sich heute der Preis am Getreide- markt nach Angebot und Nachfrage. Die Marktteilnehmer orientieren sich bei der Preisfindung für den physischen Markt an den Börsennotierungen der Futures (Kon- trakte, Verträge) an den Rohstoffbörsen. Die in Europa bedeutendste und liquideste Börse ist die französische Matif in Paris, die zur Mehrländerbörse Euronext gehört. Dort kann man Futures für Weizen, Raps und Mais han- deln. Die anderen Kulturen wie zum Beispiel Futterweizen, Braugerste etc. werden nicht direkt gehandelt, sondern können durch Auf- oder Abschläge beispielsweise zum Weizen-Future ins Verhältnis gesetzt werden. Der Weizen-Future (milling wheat) notiert an folgenden Monaten: Januar, März, Mai, August und November. Es werden acht Kurs-Monate gleichzeitig gehandelt, so dass es jetzt schon möglich ist Weizen für Mai 2009 zu handeln. Die Information über die aktu- ellen Matif-Kurse erhalten Sie unter www.bwagrar.de, Rubrik Markt/Börsen für Agrarprodukte und Rohstoffe/Warentermin- börsen Paris und London oder direkt unter http://www.liffe-commodities.com.

Die zweite nennenswerte Börse ist die RMX (früher WTB) in Hannover. Dort wer- den unter anderem die Kontrakte Weizen, Kartoffeln und Braugerste gehandelt. Die Kontraktspezifikationen des Weizen-Kon- traktes an der RMX passen besser zu den Ge- gebenheiten am deutschen Markt, so dass ei- ne Ableitung vom Future-Kurs auf die Preise am Kassamarkt leichter wäre, jedoch ist die Börse wenig liquide, so dass eine Preisabsi- cherung über RMX- Futures für viele Markt- teilnehmer (noch) in Frage gestellt wird.

Auf- und Abschläge machen einiges aus

Welche Orientierung bieten aber die Future- Notierungen für den Kassamarktpreis? Der Auf- und Abschlag zur Matif (Prämien) für die Qualitäten, also Futter-, B-, A- und E-Weizen hängt von der Verfügbarkeit und der Nachfrage der Produkte in der jeweiligen Region ab. Zum Beispiel erhöht eine regional verregnete Ernte mit daraus resultierenden Fallzahlproblemen die Prämie für A-Weizen in der Region, da die Ware von weiter weg herangeschafft werden muss. Die Prämien können stark schwanken, beispielsweise schwankte im Jahr 2006 die Prämie für B-Weizen franko Mannheim auf Großhandels- ebene zwischen +5 und -15 Euro pro Tonne. Eine Ableitung für den Markt-Preis nur anhand der täglichen Futures-Kurse ist also schwierig.

Prämienkontrakte abschließen

Um als Landwirt 1:1 an den Börsenkursen teilzuhaben, empfiehlt es sich, sogenannte Prämienkontrakte mit dem Erfassungshandel oder dem Verarbeiter abzuschließen. Da- bei legt man lediglich die Prämie zum korrespondierenden Matif-Kurs fest und kann so täglich verfolgen, wie sich der Preis für die Vertragsmenge (kontrahierte Ware) ent- wickelt. Zu dem Zeitpunkt, an dem einem der Preis des Futures als interessant erscheint, fixiert man den Matif-Kurs mit dem Erfasser oder Verarbeiter. Durch den Matif- Kurs und die vereinbarte Prämie ergibt sich der Abrechnungspreis für den Landwirt. Dies ist ein Vertragsanbausystem mit flexiblen Preisen, bei dem der Landwirt den Zeitpunkt der Preisbestimmung selbst festlegt.

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