Rapsmarkt 2009 / 10: Bulle oder Bär?

Die Rapssaat im Spannungsfeld der internationalen Märkte

Während die Ölsaaten und ihre Produkte Anfang 2008 noch historische Höchststände er- reicht haben, brachen die Prei- se in der Ernte 2008 förmlich in sich zusammen. Mittlerwei- le haben sich die Agrarmärk- te und auch der Raps wieder et- was stabilisiert. Die Frage lautet nun: Wie geht der Weg im Wirtschaftsjahr 2009/10 weiter?

Ausweitung der Produktion

Betrachtet man die Saison 2008 / 09, so fällt schnell auf, dass die Produktion in den vergangenen Jahren weltweit kontinuierlich ausgeweitet worden ist. Mit knapp 58 Mio. t wurde zuletzt eine Rekordernte eingefahren. Trotz steigender Verarbeitungszahlen werden sich die Lagerbestände im Vergleich zum Vorjahr auf 6,5 Mio. t fast verdoppelt haben. Innerhalb der EU-27 ist die Versorgungslage ebenfalls durch- aus komfortabel. Derzeit geht man davon aus, dass sich der Überhang auf 1,65 Mio. t belaufen wird. Ausschlaggebend für die gute Versorgungsbilanz sind die kontinuierlich ausgeweitete Anbaufläche, Spitzenerträge in der Ernte 2008 und hohe Rapsimporte. Dieser Vorratsaufbau und eine weltweite Produktion, die 2009 mit 55,5 Mio. t nur leicht rückläufig ist, trüben die Hoffnung auf weiter steigende Rapspreise.

Wichtig für die EU und insbesondere Deutschland wird sein, wie sich die Produktion von Biodiesel in den kommenden Monaten entwickelt. Eine gestiegene Steuerlast, der Preisverfall des Rohöls und somit der Dieselpreise, brachten die Produktion zum Jahreswechsel fast völlig zum Erliegen. Beim Preis konnte Biodiesel nicht mehr mit konventionellem Kraftstoff mithalten. Lediglich über die Beimischungsquoten konnte Biodiesel vermarktet werden. Derzeit besteht ein größerer Überhang an Rapsöl, die Lagerkapazitäten sind teilweise ausgeschöpft und die Produktion der Ölmühlen ist gedrosselt. Dies könnte sich im zweiten Halbjahr 2009 durchaus wieder ändern. Die Rapspreise stiegen im Vergleich zum Rohöl nur moderat an, so dass Biodiesel als alternativer Kraftstoff wieder interessant werden könnte. Ob der Rohölmarkt jedoch das vergleichsweise hohe Niveau angesichts der weltweit schlechten Konjunkturlage mittelfristig auch halten kann, bleibt fraglich. Somit steht vor der Entwicklung des für den deutschen Rapsmarkt wichtigen Biodieselsektors noch ein großes Fragezeichen.

Ölsaatenkomplex nicht aus den Augen verlieren

Gerade beim Raps darf man den weltweiten Ölsaatenkomplex aber nie aus den Augen verlieren. Die Rapssaat besitzt mit 14 Prozent einen nur geringen Anteil an der globalen Ölsaatenproduktion. Wegen der hohen Substituierbarkeit der einzelnen Ölsaaten und ihrer Produkte hängen die Rapsnotierungen klar am Tropf der Entwicklung des Weltmarktes. Die entscheidenden Impulse kommen aus dem Sojakomplex. Über 50 Prozent der weltweiten Ölsaatenproduktion entfallen auf die Sojabohne, was ihr eine internationale Führungsrolle zukommen lässt. Seit März dieses Jahres konnte sich dieser Markt von der schwachen Entwicklung der Getreidepreise abkoppeln und tendierte klar positiv. Ausschlaggebend war eine durch Trockenheit verursachte Missernte in Südamerika sowie weltweit niedrige Anfangsbestände. Wegen der Dürre fiel die Ernte in Südamerika rund 15 Mio. t kleiner aus als noch zu Beginn der Saison 2008 / 09 angenommen. Dies wiegt umso schwerer, wenn man bedenkt, dass der Exportmarkt von den USA, Brasilien und Argentinien dominiert wird. Daher brachte dieses einschneidende Ereignis die Sojabilanzen ins Wanken.

Die internationale Nachfrage konzentriert sich beim Soja mittlerweile fast nur noch auf Brasilien und die USA. Dies führte dazu, dass die USA ihr Exportziel von 34 Mio. t bereits drei Monate vor Ende des Wirtschaftsjahres erfüllt haben und der Markt quasi leergefegt ist. Das Resultat sind deutlich ansteigende Preise für Soja und dessen Produkte. Insbesondere die Preise für Sojaschrot erreichten im Juni 2009 historische Höchststände. Diese Zusammenhänge eröffnen neue Chancen für den Rapsmarkt: Die Versorgungslücke muss geschlossen werden, was international zu einer höheren Nachfrage an Raps und Rapsöl führt. Auch in der EU ist die Versorgung mit Soja angespannt, so dass für die Verarbeiter Raps zunehmend an Attraktivität gewinnt.

USA hat ihre Sojaflächen ausgeweitet

Diese positive Entwicklung des Sojamarktes könnte aber nur eine begrenzte Lebensdauer haben. In den USA haben widrige Witterungsbedingungen bei der Mais- und Sommerweizensaat und der Preisanstieg der Sojabohne viele Farmer dazu veranlasst, die Sojaflächen auszuweiten. Die Sojaproduktion könnte dann von zuletzt 80 auf knapp 87 Mio. t gesteigert werden. Beachtet man zusätzlich, dass sich die Ernten in Südamerika wieder normalisieren werden, könnte dies als mittelfristig bärischer Faktor* interpretiert werden. Die inverse Terminstruktur (die vorderen Termine werden höher bewertet als die hinteren) an den US-Terminbörsen für Sojabohnen sind ein Indiz dafür. Sollte sich dies bewahrheiten, könnte vor der Sojaernte, die in den USA im September beginnt, ein Preisdruck entstehen, von dem auch der Rapsmarkt nicht unverschont bleiben wird.

Liquiditäts- und Risikomanagement

Bedenkt man, dass die Vollkosten der Rapsproduktion bei rund 260 € / t liegen, sollte angesichts dieser Faktoren zumindest eine Teilvermarktung der neuen Ernte bei Preisen, die deutlich über 300 € / t liegen, durchaus in Betracht gezogen werden. Auch wenn die Preise zwischenzeitlich wieder in Richtung der 330 € / t marschieren können, sollten bei der Vermarktung Aspekte wie Liquiditäts- und Risikomanagement im Vordergrund stehen. Festzuhalten bleibt, dass gerade am Rapsmarkt der Blick über den Tellerrand der nationalen Märkte sehr wichtig ist um das derzeitige Preisgefüge zu verstehen und beurteilen zu können.

Welt-Sojabilanz könnte sich im Herbst entspannen

Nach verregnetem Start geht die Sojaaussaat in den USA inzwischen zügig voran, was für Preisdruck an den internationalen Ölsaatenmärkten sorgt. Bis Mitte Juni waren im Mittleren Westen 87 Prozent der Bohnen gedrillt. Nach wochenlangen Niederschlägen hat sich im US-Sojagürtel warmes und trockenes Wetter eingestellt, so dass die verbleibenden Flächen jetzt zügig gedrillt werden dürften. Die jüngste Bonitierung hat ergeben, dass sich zwei Drittel der schon aufgelaufenen Pflanzen in einem guten oder sogar ausgezeichneten Zustand befinden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Farmer im Herbst eine große Sojaernte einfahren. In seiner neuesten Ernte- und Bilanzschätzung taxiert das amerikanische Landwirtschaftsministerium das diesjährige US-Sojaaufkommen auf 87 Mio. t, womit das Vorjahresniveau um fast 7 Mio. t überschritten würde. Sobald im September die ersten Bohnen aus der neuen Ernte am Markt sind, dürfte sich die derzeit weltweit enge Versorgungsbilanz entspannen.

Jahrhundertdürre in Argentinien

Auch in Südamerika sind prompte Sojabohnen derzeit knapp und damit teuer. Nach der Jahrhundertdürre in Argentinien hat das US Agrarressort seine Schätzung für die in den vergangenen Monaten eingefahrene Ernte jetzt erneut nach unten angepasst, und zwar um 2 Mio. t auf 32 Mio. t; im Jahr 2008 waren noch 46,2 Mio. t Sojabohnen in dem südamerikanischen Land gedroschen worden. Damit stehen nur 5,4 Mio. t Sojabohnen für den Export bereit. In die dadurch am Weltmarkt gerissene Lücke sind amerikanische Exporteure gesprungen, die 2008 / 09 die Rekordmenge von 34 Mio. t Sojabohnen ins Ausland verkaufen werden, was letztlich der Grund für die schmelzenden US-Bestände ist.

Wichtigste Käufer am Weltmarkt sind die Chinesen, die gerade ihre strategischen Reserven auffüllen. China hat den Sojamarkt in den vergangenen Wochen regelrecht leergesaugt, weshalb das amerikanische Landwirtschaftsministerium seine Schätzung für die chinesischen Importe gegenüber Mai um 1,3 Mio. t auf 38,8 Mio. t nach oben gesetzt hat. Allerdings mehren sich die Signale, dass Peking die Vorräte nicht zu jedem Preis auffüllen wird. Zuletzt wurden größere Aufträge bei amerikanischen Exporteuren storniert, was mit negativen Margen der chinesischen Ölmühlen begründet wurde.

Niederschlagsarmes Frühjahr im Osten

Das US-Agrarressort hat auf das niederschlagsarme Frühjahr in Osteuropa reagiert und seine Prognose für die Rapsernte in der EU von 19,0 Mio. t auf 18,5 Mio. t revidiert. Der trockene April dürfte vor allem in Polen sowie im Nordosten Deutschlands Ertrag gekostet haben. Auf Weltebene sollen in der Saison 2009/10 etwa 55,5 Mio. t Rapssaaten geerntet werden. Dem soll ein Verbrauch von 57,5 Mio. t gegenüber stehen. In der laufenden Saison ist der Importbedarf der 27 EU-Partnerländer offenbar größer als gedacht. Das US-Agrarressort korrigierte seine bisherige Prognose um 300 000 t auf 3,1 Mio. t nach oben und begründete diesen Schritt mit anhaltend hohen Rapslieferungen der Australier. Der Kursrutsch beim Soja ist auch bei den an der Pariser Matif gehandelten Rapssaaten nicht spurlos vorübergegangen. In der ersten Junihälfte hat der November-Raps 20 € / t an Wert verloren und hat sich zuletzt nur mit Mühe über der Marke von 300 € / t gehalten.

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Broker reagieren auf den fallenden Weizenpreis an der Börse. HRW-Weizen US-Mais Futures-Märkte Internationale Getreiderat

Fallende Preise am Rohstoffmarkt: Eine Analyse

Die Preise für HRW-Weizen und US-Mais sind stark gefallen und haben ihre Tiefstände erreicht. Dieser Trend wird sowohl von den Futures-Märkten als auch von den aktuellen Erntebedingungen beeinflusst.

Bauern als Kaufleute und Spekulanten

Vortrag: Experte Lars Kuchenbuch erklärt, welche Risiken an der Warenterminbörse auf Landwirte lauern Münchberg– Mit Interesse und vielfach ungläubigem Staunen nahmen die etwa 200 Mitglie­der der Raiffeisen-Trocknungs­ genossenschaft Münchberg und  Umgebung den Vortrag „Warenterminbörse eine Möglichkeit der Preissicherung auch für Landwirte” von Lars Kuchenbuch auf. Der Ge­schäftsführer von KS-Agrar GmbH, bei der Deutschen Bank zum Finanzassistenten ausge­bildet, kennt dieses Metier ge­nau. Als Abwickler bei Soufflet Negoce S.A. in Frankreich, bei der CGB in Mount Vemon (USA) sowie als Telefonhändler bei Tenco an der größten Wa­renterminbörse der Welt, der Chicago Board of Trade (CBoT), kennt er alle Unwägbarkeiten bei diesem Geschäft genau. Fast rund um die Uhr wird an den Börsen- weltweit mit Weizen und Soja gehandelt. Allein in Chicago werden im Jahr 600 Millionen Kontrakte mit jeweils Hundert Tonnen pro Kontrakt gehandelt. Das er­rechnete Handels-volumen be­trägt hier 60 Milliarden Ton­nen, bei einer Weltproduktion von jährlich zwei Milliarden Tonnen Getreide und 400 Mil­lionen Tonnen Ölsaaten. ,,Dies bedeutet, dass die Welternte volumenmäßig 25 Mal gedreht wirdl”. Innerhalb eines Tages, so der Experte, gingen mehr als 1400 Meldungen aus dem Agrarbereich über den Ticker, viele von ihnen können zu Preisschwankungen führen. Gründe dafür seien die Freigabe der Märkte (weniger Staat, mehr Markt), die Zunahme der Produktivität in den ehemali­gen Oststaaten, Verschiebun­gen in der Angebots- und Nachfrage-Situation, geplanter Wegfall von Exporterstattungen, Veränderungen der lnter­ventionskriterien, die Nachfra­ge nach erneuerbaren Energien, Spekulationen von Marktteil­nehmern, Strukturveränderungen bei den landwirtschaftli­chen Betrieben, Investment­ banken als Anleger und nicht zuletzt die Wetterkapriolen, die in den vergangenen Jahren ständig zunahmen.  Dadurch, so der Referent weiter, seien auch die Marktpreise beein­ flusst worden. Am Beispiel des Brotweizens machte Kuchenbuch die Risiken für den Landwirt deutlich. In den vergangenen Jahren ha­be sich hier der Preis zwischen 100 und 120 Euro für eine Ton­ne bewegt. Bis Ende September stieg er auf 300 Euro an, um dann bis zum November wie­ der abzubröckeln. Die Meldung ,,in Argentinien könnten even­tuell Frostschäden zu Ernteaus­fällen führen” ließ den Kurs des Weizens wieder ansteigen. Des­halb müsse sich der Bauer fra­gen, ob er eventuell mJt 230 Euro verkauft, oder wartet, um dann eventuell mit 260 Euro verkaufen zu können und sich dann schließlich mit 180 Euro zufrieden geben müsse. ,,Der Bauer ist vom Tag des Saatgut­ kaufs bis zum Zeitpunkt des Verkaufs ein Spekulant”, so der Referent. Auch innerhalb der EU müs­se man sich jedes Jahr auf neue Warenströme einrichten. So hatten die Bauern in den neu­en Ländern befürchtet, dass die Polen mit ihrem EU-Beitritt ihren Markt mit Getreide über­ schwemmen würden, dann sei es aber ganz anders gekommen. ,,Die Polen kauften das Getrei­de in Deutschland.” Wie unberechenbar die Märkte seien, zei­ge die Tatsache, dass die USA dieses Jahr erstmals 25000 Tonnen EU-Weizen in Deutschland kauften. ,,So etwas hat es noch nie gegeben.” Der Landwirt müsse deshalb wie ein Kauf­mann denken, Preisrisiken ab­ sichern und das Gefühl für den richtigen Verkaufszeitpunkt ha­ben, sonst könne die Arbeit für ein ganzes Jahr umsonst gewe­sen sein.

Wackeln im Sturm

Wetterkapriolen und die Launen der Terminhändler lassen die Rendite einer Anlage in Agrarrohstoffe stark schwanken Wenn Anleger in Agrarrohstoffe investieren, liegen Freud und Leid oft nah beieinander. Wäh­rend der Preis für Zucker sich seit Jahres­anfang verdoppelt hat, sind Mais und Weizen nach zwischenzeitlichen Preis­ anstiegen rund 20 Prozent ins Minus ge­rutscht. Ungewöhnlich ist das nicht, die Preise für Agrarrohstoffe schwanken stärker als etwa Aktienkurse. Beispiel Mais: Bauern in den USA haben in die­sem Jahr offensichtlich deutlich mehr Mais angebaut, als die Märkte erwartet hatten. Außerdem verspricht die Wetterlage bislang gute Ernteerträge. Deshalb der Preisrutsch. Das Blatt könnte sich allerdings schon bald wieder wenden: ,,Ein Kälteeinbruch in den USA im Sep­tember würde die Ernte dezimieren und die Preise entsprechend steigen lassen”, sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten empfehlen Anlageberater gern, Roh­stoffe als alternative Investments zu Aktien und Renten im Portfolio stärker zu gewichten. Gerade bei zunehmenden In­flationssorgen sollen Sachwerte das Vermögen vor Geldentwertung schützen. Neben klassischen Rohstoffinvestments wie Industriemetallen geraten dabei auch immer wieder Agrargüter ins Blickfeld. Dazu zählen Ausgangspflanzen für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais, Raps und Soja. Hinzu kommen Genuss­ mittel wie Kaffee, Kakao und Zucker. Wer sich solche Rohstoffe ins Portfolio legt, kauft sich damit allerdings einen nervenaufreibenden Inflationsschutz ein. Und selbst wenn er die Achterbahn fahrt der Agrarpreise über längere Zeit durchhält, wird er nicht automatisch be­lohnt. Anleger, die etwa zu Beginn des neuen Jahrtausends in einen Korb aus Agrarrohstoffen investiert haben, liegen heute mit rund 30 Prozent im Minus. Wer zwei Jahre später eingestiegen ist, schreibt immerhin eine schwarze Null. Im selben Zeitraum haben die Preise von Industriemetallen um fast 200 Pro­zent zugelegt. ,,Dafür war vor allem der Strukturwandel in China verantwort­lich”, sagt Fritsch. Ähnliche strategische Szenarien entwerfen Anlageberater auch für die Agrarrohstoffe: Ein Anstieg der Weltbevölkerung bei gleichzeitig be­grenzten Anbauflächen könnte die Preise für Agrarrohstoffe steigen lassen. Hinzu käme ein wachsender Lebensstandard in den Schwellenländern mit einem größe­ren Bedarf an landwirtschaftsintensiven Produkten wie Fleisch und Milch. ,,Bis­ lang haben solche Entwicklungen die Preise auf den Agrarmärkten aber nicht nachhaltig steigen lassen. Daran dürfte sich kurzfristig auch nichts ändern”, sagt Martin Rares, Analyst beim Agrarmakler KS Agrar (siehe Interview). Von Fortschritten in der Produktions­ technologie können Anleger profitieren, wenn sie zum Beispiel Agrarfonds kau­fen. Denn diese investieren meist nicht in die Rohstoffe, sondern in Unterneh­men der Nahrungsmittelproduktion. Ge­rade diese könnten vom wachsenden Nahrungsmittelbedarf profitieren. So beteiligt sich der Fonds Invest Global Agribusiness der Deutsche-Bank Tochter DWS weltweit an Unternehmen, die zum Beispiel Saatgut oder Düngermittel herstellen: ,,Wir investieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agrarmarkts”, sagt Fondsmanager Ralf Oberbannscheidt. Dazu zählen für ihn auch Hersteller von Bewässerungsanlagen oder Nahrungsmittelhändler: ,,Wir setzen dabei weltweit auf Unternehmen, die daran arbeiten, Ineffizienzen in der Nahrungsmittelproduktion abzubauen”, so Oberbannscheidt. Im vergangenen Jahr hat der Fonds kräftig Federn lassen müssen, dafür liegt er seit Jahresanfang dank gut gelaufener Blue Chips mit 50 Prozent im Plus. Schließlich bieten auch Aktien einen guten Inflationsschutz. Interview: Saisonverlauf entscheider FTD: Herr Hares, Anleger kennen die Argumentation:Weltbevölkerung und Fleischkonsum wachsen, die Erde bietet nur begrenzten Platz, deshalb werden die Preise für Agrarrohstoffe langfristig steigen. Warum sehen wir davon nichts? Martin Hares: Wegen der steigenden Nachfrage weiten Bauern weltweit ihre Produktion aus, gleichzeitig werden die Anbaumethoden effi-zienter. Gerade in den Schwellen­ ländern schlummern noch deutli­che Reserven. Es ist denkbar, dass die Landwirtschaft die Weltbevöl­kerung eines Tages nicht mehr ernähren kann, absehbar ist eine solche Entwicklung für die kommenden Jahre aber nicht. FTD Zuletzt haben die Preise deutlich nachgegeben, Anfang 2008 gab es Rekordpreise zum Beispiel bei Getreide. Wie kommt es zu solchen Preissprüngen? Hares Agrarmärkte funktionieren allein nach saisonalen Gesichtspunkten. In Abhängigkeit von den Preisen der Vorsaison entscheiden die Landwirte, wovon sie wie viel anbauen. Der Rest hängt von der Wetterlage ab. Längerfristige Prognosen zur Preisentwicklung sind deshalb absolut unmöglich. FTD ,,Gegessen wird immer”, so lautet eine populäre Anlegerregel. Ist die Preisentwicklung tatsächlich unabhängig von der Konjunktur-entwicklung? Hares Bei Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Getreideprodukten sicherlich. Dennoch passen die Menschen ihre Essgewohnheiten an. Sie kaufen zum Beispiel in schlechten Zeiten weniger teure Fleischprodukte. Das belegen weltweit rückläufige Produktionszahlen aus der Veredellungswirtschaft. Ein massives Engagement von Spekulanten und der abrupte Abzug von Kapital in der Krise haben die Konjunkturabhängigkeit noch verstärk. FTD Treibt denn der Biomasse Boom die Preise? Hares Kaum. Die Bedeutung der nachwachsenden Rohstoffe ist weltweit ehr nachrangig. Nur in den USA gibt es bislang einen nennenswerten Maisverbrauch für die Ethanolproduktion. Die anderen Industrienationen halten sich deutlich zurück, entsprechen gering ist der Einfluss der Biomasse auf die Agrarpreise. Daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Denn die Staaten werden andernfalls eingreifen, um Nahrungsmittel günstig zu halten.

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